Plattenkritik

ELUVEITIE - Ategnatos

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Info

Release Date: 05.04.2019
Datum Review: 10.04.2019
Format: CD Vinyl Digital

Tracklist

 

1. Ategnatos
2. Ancus
3. Deathwalker
4. Black Water Dawn
5. A Cry In The Wilderness
6. The Raven Hill
7. The Silvern Glow
8. Ambiramus
9. Mine Is The Fury
10. The Slumber
11. Worship
12. Trinoxtion
13. Threefold Death
14. Breathe
15. Rebirth
16. Eclipse

Band Mitglieder

 

Jonas Wolf - guitars
Matteo Sisti - whistles, bagpipes, mandola
Nicole Ansperger - fiddle
Alain Ackermann - drums
Chrigel Glanzmann - vocals, whistles, mandola, bagpipes, bodhran
Fabienne Erni - vocals, celtic harp, mandola
Kay Brem - bass
Michalina Malisz - hurdy gurdy
Rafael Salzmann - guitars

ELUVEITIE - Ategnatos

 

 

Bei ELUVEITIE ging es in den letzten drei Jahren recht turbulent zu. Mit Anna Murphy (Gesang, Drehleier), Ivo Henzi (Gitarre) und Merlin Sutter (Schlagzeug) nahmen Anfang 2016 gleich drei langjährige Bandmitglieder wegen interner Streitigkeiten ihren Hut. Herrschte bei ELUVEITIE, abgesehen von Bandchef Christian "Chrigel" Glanzmann, schon immer ein reges Kommen und Gehen, so kam der Weggang der drei Musiker, die inzwischen erfolgreich als CELLAR DARLING unterwegs sind, dann doch einem großen Knall gleich. Besonders Murphy und Henzi hatten sich auf den letzten Alben zunehmend mit ins Songwriting eingebracht, weshalb bei vielen Fans die Alarmglocken läuteten.

 

Herr Glanzmann ließ sich von derartigen Rückschlägen allerdings nicht unterkriegen und bespielte mit Hilfe befreundeter Musiker (u.a. Liv Krisitine) weiterhin fleißig diverse Festivals und Konzerte. Kurz darauf stellte man auch schon das neue Line-up vor, welches die erste Feuerprobe in Form des von Fans lange erwarteten zweiten Akkustikalbums "Evocation II - Pantheon" bereits erfolgreich bestanden hat und nun auch in der Königsdisziplin nachlegt.

 

"Ategnatos" ist Zeugnis einer beeindruckenden stilistischen und qualitativen Konsistenz, die auch stetigen Wechseln im Bandgefüge zum Trotzt erneut nahelegt, dass Chrigel die konzeptionellen Zügel fest in der Hand hat. So bleiben zwar vereinzelte Selbstzitate grade auf der metallischen Seite nicht aus, dennoch klingt das sechste reguläre Album der Schweizer im Vergleich zum leicht angestaubten "Origins" überraschend frisch, auch wenn Experimente eher im Detail stattfinden. Da geht eine flotte Flötenorgie beispielsweise nahtlos in ein fetziges Rock-Solo über ("Black Water Dawn") und das beschwingte "Ambiramus" lädt zum ausgelassenen Tanz ein, erinnert mit melancholischen Untertönen und weiblichem Gesang aber auch gelegentlich an jüngere NIGHTWISH.

 

Überhaupt entpuppt sich Neuzugang Fabienne Erni als echter Glücksgriff und ihr wird auf "Ategnatos" überraschend viel Raum gewährt. Zwar hat auch der Gesangsanteil von Anna Murphy mit den Jahren zugenommen, ihre Nachfolgerin am Mikro ist aber nun in fast jedem Song präsent und steht nicht selten gleichberechtigt neben dem growlenden Chrigel. Das wirkt aber keineswegs erzwungen und ist vielmehr das Ergebnis einer Entwicklung, die in den vergangenen Jahren ohnehin stattgefunden hat. Und obwohl Fabienne Ernis Stimmfarbe tendenziell etwas poppiger ist als die ihrer Vorgängerin, so fügt sie sich doch wunderbar ins Gesamtbild ein, ohne dabei den typischen ELUVEITIE-Sound zu verwässern. Der furor Gallicus, den Anna Murphy beizeiten rausgelassen hat, ist von ihr allerdings wohl eher nicht zu erwarten.

 

Auch der Rest der Band darf sich zwischen eher typischen Nummern wie dem Titelstück, dem folkigen "The Raven Hill" oder dem flotten Klopper "Deathwalker" etwas austoben. Bei dem zwischen düster beschwörenden Ritualgesängen und rasantem Todesbleib wechselnden "Worship" (mit Randy Blythe als Gastgrunzer) glänzen besonders Nicole Ansperger an der Geige und Michalina Malisz an der Drehleier mit virtuosem, teils bedrohlich dissonantem Spiel. Letztere liefert sich bei "Rebirth" außerdem ein heißes Lead-Battle mit den Gitarren und "Threefold Death" gestaltet sich als Parforceritt, bei dem sich schwelgerische Schwermut und brutales Gemetzel in einem wilden Stop-and-go-Spiel die Klinke in die Hand geben.

 

So präsentiert sich das 16-Track-starke "Ategnatos" trotz grundsätzlicher Stiltreue als eines der bisher abwechslungsreichsten ELUVEITIE-Alben, offenbart entgegen der Befürchtungen einiger Skeptiker kaum Schwächen und beeindruckt sowohl als Gesamtwerk, wie auch mit starken Einzelstücken. Da passt es dann auch gut, dass sich "Ategnatos" inhaltlich u.a. mit keltischen Wiedergeburtsmythen beschäftigt ("Ategnatos", "Rebirth" und "Eclipse" bilden hier lyrisch einen Zyklus) und selbst einer Art Wiedergeburt oder zumindest einer ordentlichen Kernsanierung gleichkommt. ELUVEITE beweisen mit Nachdruck, dass sie weiterhin in ihrer eigenen Liga spielen.

 

Autor

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Hans

Autoren Bio

Meine großen Leidenschaften: Literatur und laute Musik. Plattenkritiken liegen nahe.