Selbstreinigende Klobrillen braucht die Welt nicht. Abrissbirnen im Abonnement braucht die Welt. Die Angebotspalette der Vertreter aus Buffalo, NY wird mit "Low Teens" keinesfalls erweitert - wer bitte soll noch mehr oder gar beschoenigten Wahnsinn in Form von Gitarren, Koerperbehaarung oder Shinfo verdauen? "I try to plead with your machines. I’m at the feet of your machines.”
Der Anruf seiner Frau, welcher EVERY TIME I DIE-Frontmann Keith Buckley zu den Inhalten von "Low Teens" bewegte, ist eine abscheuliche Inspiration. Lebensbedrohliche Schwangerschaftskomplikationen - der Puls des sonst so philosophischen Saengers schoss in die Hoehe und fuehrte zu einem verstaendlichen Sofortabbruch der Tour. Die Dringlichkeit und Nervositaet lassen sich in Songs wie dem emotional-verwuestenden "C++ (Love Will Get You Killed)" oder "Glitches" mit seinem bestialischen Geriffe und den brustkorbsprengenden Schreien Buckleys wiederfinden. Die Balance aus Metal, flimmerndem Suedstaatenrock und unkompliziertem Hardcore ist und bleibt Rueckgrat der Ostkuestler. "Low Teens" ist gespickt mit Feintunings und Cleverness. Stuecke wie "Two Summers" oder "Petal" sind so dynamisch wie schizophren - das spielerische Koennen von Buckley, Williams und Co macht in Verbindung mit dem organischen Chaos von etwa "Awful Lot" auf so vielen Ebenen gleichzeitig Spass. Die Gitarren zerhackstueckeln und beleben zugleich, "We used to talk to God with acid on our tongues / We were divine when we were drunk / Before the world put out the fire and fed us crumbs / We had such promise / Until we broke ou promises" laesst nicht gerade ein zaertliches Klavieroutro erahnen. EVERY TIME I DIE sind so relevant wie immer. Die Band unterfuettert ihren Sound auf dem achten Album wie gewohnt extrapikant und ueberrascht mit Kollaborationen wie dem von PANIC AT THE DISCO!'s Brandon Urie, der den Chorus zu "It Remembers" ins epochale befoerdert. Das genial betitelte "I Didn't Want To Join Your Stupid Cult Anyway" reicht die Kreissage als Hauptgang, "1977" groovt ungemein zwischen Speedmetal und Breakdown. Es ist und bleibt aufregend anzuhoeren, wie sich der Fuenfer Release fuer Release neu fordert und schlicht nie einengen laesst. Hits, Zerstoerung, Emotionen: "Low Teens" empfiehlt der kommenden Generation, sich ein besondern dickes Fell anzufressen. "I won't be here for that hangover but I'll come running to raise a glass."