In Hesiods Theogonie heißt es über die ECHIDNA, sie sei „ein unsagbares Scheusal, halb schönäugiges Mädchen, halb grausige Schlange, riesig, buntgefleckt und gefräßig“. Ungefähr auf diese Art und Weise könnte man auch die Musik der vier Jungs um Rachenreizer Bruno Capella bezeichnen. Sie ist ein Scheusal, irgendwie halbschön, kommt mächtig daher und irgendetwas schlängelt sich auch hier durch „Dawn Of The Sociopath“. Letzteres spiegelt sich in verschiedensten Soli, einigen wenigen Interludes bzw. Zwischenspielen und ab und an ein paar erzählte Elemente. Es ist nämlich ein Konzeptalbum und soll die seelischen Windungen eines bösartigen Soziopathen verfolgen.
Wie macht man sowas? Mit vielen Riffs, einer kleinen Brise Atmosphäre, einem verdammt guten Schlagzeuger und einem Sänger, der sich seine Mandeln wahrscheinlich schreiender Weise selbst entfernt hat. Mit „The Antagonist“ beginnt die Reise und geht über „Commanded By Demons“ zum innerlich wettstreitenden „Agon“, über den Höhepunkt „Dawn Of The Sociopath“ und letztendlich bis zur reinigenden „Cartharsis“. Wenn man bescheid weiß, entsteht ein schlüssiges Bild vor dem inneren Auge, auch wenn man es textlich vielleicht nicht unbedingt merkt und sich musikalisch schon gar nichts in ein großes Ganzes zusammenfügt.
Hier liegt leider auch der Knackpunkt des Albums. ECHIDNA versuchen auf dieser Aufnahme viel mitzunehmen, es gelingt aber leider nur bedingt. Wer nicht weiß, dass es sich um ein Konzeptalbum handelt, wird höchstwahrscheinlich auch nicht drauf kommen. Trotzdem muss man den Portugiesen technisch gesehen wahnsinnige Spielfreude und mörderisches Songwriting zugestehen. Die Songs sind gelungen, das nicht ganz offensichtliche Konzept leider weniger.
Tracklist:
01. Synaptic Entropy
02. The Antagonist
03. Violent Compulsion
04. Commanded By Demons
05. Ágon
06. Obscuring My Reason
07. Sentient Nightmare
08. Dawn Of The Sociopath
09. Bloodlust
10. Catharsis
11. The Fallout