Plattenkritik

Electric Litany - Enduring Days You Will Overcome

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Release Date: 14.02.2014
Datum Review: 27.02.2014

Electric Litany - Enduring Days You Will Overcome

 

 

Nein. Mit Rockbands aus Griechenland hat man wahrlich leider nicht alle Tage zu tun. Woran das liegen mag, erschliesst sich mir in Zeiten der virtuellen Totalvernetzung bis nach Hintertupfingen ins Dorfdixie nur bedingt, kann aber durchaus was mit der Finanzkrise des Landes zu tun haben. Anders kann ich es mir auch überdies nicht erklären, warum ausgerechnet bei einer Rockband der natürliche Klang einer Gitarre aufs Schmerzlichste vermisst werden kann. Vielleicht aber auch weil der Begriff heutzutage schon fast inflationär benutzt wird. So kommen denn auch ELECTRIC LITANY zum Stempel Rock...

Wobei – Stopp !– die kommen ja gar nicht so wirklich aus Griechenland, sondern vielmehr aus England?!? Also gut, das Quartett besteht also aus zwei Griechen und zwei Engländer, die Reise der Band begann aber mal auf Korfu. Soweit so uninteressant! Denn auch in England rockt längst nicht alles, was in diese Schublade gesteckt wurde.

Aber gut, lassen wir doch das Politikum der Herkunft für die weitere Betrachtung der musikalischen Feinkost außer Acht und stellen uns in bester Friedman'schen Manier die Frage: was bleibt an nachhaltigem Inhalt nach fachgerechter Entsorgung der Verpackung wirklich noch übrig für das gequälte Volk? Die Antwort ist ebenso schlicht wie auch ernüchternd und enttäuschend: Nichts!
Ein Wabern, ein leicht hallender Soundteppich im Ohr. Eine kurzfristige Bewegung im Trommelfell, die aber derart schnell wieder vergeht, so dass sie jeglicher messbaren Absicht trotzt.

ELECTRIC LITANY klängen gerne wie die EDITORS und würden dabei gerne in PINK FLOYD'schen Prog-Tiefen wandern, schaffen es aber gerade mal auf Interludium-Niveau. Überhaupt: da wo bei den EDITORS ein Tom Smith mit seiner charismatischen Stimme selbst den schrottigsten Songs noch ein wenig Leben einhaucht, versagt der Frontmann dieser Ausnahmeband hier auf ganzer Linie. Ganz auf fragil und geheimnisvoll getrimmt, ist die Stimme in einem Maße mit Hall und sonstigen Effekten aufgepumpt, das selbst ein mit Drogen vollgestopfter Tarzan in den schottischen Highlands vor Neid erblassen würde. Und da Effekthascherei schon immer ein zweischneidiges Schwert war, geht sie auch auf dieser Langrille gehörig in die Hose.

Aber auch die Instrumentierung ist liebloser Rinnsal zusammengeschusterter Geräusche, was weitestgehend auf Indie-Pop herauslaufen soll, aber nicht über die dörfliche Karaoke-Bar hinweg kommt. Und natürlich darf auch hier ein gehöriges Maß an Effekten nicht fehlen. Schliesslich will man den geneigten Hörer ja auf insgesamt elf Tracks mit auf eine Reise nehmen, die er so schnell nicht vergisst. Eine Traumwelt im sonst so hektischen Alltag, eine Insel der Ruhe in unserer von Cortisol und Adrenalin geprägten Zeit.

Doch anstatt in diesem von Klängen erschaffenen Paradies befinde ich mich auch nach mehrmaligem Hören von „Enduring Days You Will Overcome“ in einem absoluten Paradoxon. Mein Zustand ist komatös, doch leider funktionieren Schmerz-und auch Bewusstseinsausschaltung nicht wirklich. Noch immer in Erwartung des erlösenden Lichtreizes in meiner Pupille quäle ich mich durch alles in sich auflösende Soundfragmente. So muss sich Antimaterie anfühlen, das vertonte schwarze Loch, das jedes Leben und jede Leidenschaft mit eisiger Kälte umklammert und auslöscht.

Tracklist:
1.Intro
2.Silence
3.Hold Fast To Dreams
4.The Soul Remembers Everything
5.Vanish
6.Name
7.Enduring Days You Will Overcome
8.In The Morning
9.Feather Of Ecstasy
10.Empty Sea
11.You Make Me Feel
12.Farewell (To Setting Flowers)

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Markus L.

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Wenn mich interessieren würde, was andere über mich denken, könnte man sicherlich mit mir über meine Einstellung und den ganzen Bla diskutieren. Tut es aber nicht, ergo kann man es sich auch ersparen. Beratungsresistent eben!