Plattenkritik

Elliott - Photorecording

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Release Date: 01.01.1970
Datum Review: 26.10.2005

Elliott - Photorecording

 

 

Elliott sind nicht mehr. Und das seit nun mehr 2 Jahren. Das düfte den meisten Leuten da draußen lange bewusst sein. Nach dem letzten Album "Song in the air" war schon alleine soundtechnisch abzusehen, dass die Band auseinanderwächst und früher oder später an musikalischen Indifferenzen scheitern wird. So oder so ähnlich kam es dann auch und Elliott trennten sich. Lange ist dieses Release schon angekündigt. Sogar so lange, dass ich schon wieder fast vergessen haben, dass es irgendwann kommen wird. Und wer jetzt Revelation den bösen Hintergedanken unterstellen will, mit diesem posthumanen Release noch ein wenig Profit aus dem Louisville Jungs zu schlagen, liegt falsch. Denn "Photorecording" ist weit mehr als ein "Studio - Livekonzert". Vielmehr ist es eine Variantensammlung ihrer Songs von U.S Songs bis zum finalen dritten Album "Song In The Air". Wer Elliott einmal live erleben durfte, wird sich daran erinnern, dass der Vierer seine Songs teilweise so entfremdet gespielt hat, dass man die Tracks nur schwer erkannte. Auch hier werden die Stücke besonders in den Anfangstönen sehr neu interpretiert und es tauchen neue Elemente auf, die so auf den Studioalben nicht zu finden sind. Und auch wenn es sich hier quasi nur um ein nachgestelltes Livekonzert handelt, ist es verblüffend wie echt es wirkt. Die Songauswahl ist ein guter Querschnitt durch ihr schaffen wobei wohl die Hauptlast auf "False Cathedrales" liegt. Ebenfalls bemerkenswert sind die kaum merkbaren Übergänge zwischen den Song. Hier fließt Song in Song über, so spielerisch und mit Leichtigkeit. Spätestens jetzt sollte jedem klar werden, was sich hier für Virtuosen an den Instrumenten tummeln, und besonders Sänger und Gitarrist Chris ragt wie immer heraus. Elliott zeigen sich live leicht noisig. Doch was wäre eine solche Veröffentlichung ohne Bonussongs? Genau: hier tummeln sich 5 neue Songs die nach dem letzten Album geschrieben wurden. Allein dieser Fakt macht diese Platte zum Pflichtprogramm für jeden Elliott Freund.

Die dazugehörige Dvd begleitet die Jungs zu ihrer letzten offiziellen Show, die sie zusammen mit Xiu Xiu in einer alten Kirche spielten. Und wenn ich diese Bilder so sehe, fühle ich mich direkt wieder in den Raum versetzt an dem ich in jungen Jahren die Ehre hatte, Zeuge einer Elliott Show zu werden. Die Wärme, die Ruhe, die im nächsten Moment in fiesen Noise umstößt und mit viel Distortion daherkommt. Überwiegend gehen Elliott natürlich bedächtiger und ruhig zu Werke, und Chris´ Stimme gleitet sanft und charakteristisch über die sphärischen und hymnenhaften Komposition der Band. Songs wie "Drive On To Me", "Blessed By Your Own Ghost" oder "Calm Americans" sind auch nach über drei Jahren solche epischen Meilensteine, dass ich keine Worte dafür finde. Und habe ich sie auch schon tausendmal gehört: es wird einfach nicht langweilig, zumal man sich darum bemüht die Songs zu entfremden und ihnen neue Elemente zu verleihen. Der Rest der Doku zeigt Freunde, befreundete Bands und das Privatleben der Jungs in einer sehr sympathischen Art und Weise. Hier ist keine Spur von großspurigem Gehabe, keine peinlichen Ausrutscher oder ähnlichem zu sehen. Elliott waren schon immer einzigartig und auch die Doku zeigt eine Seite der Band, die viele vielleicht garnicht für möglich hielten und von der sie überrascht sein werden. Und die Aufmachung ist auch mal wieder erste Sahne mit schönen Graustufenfotos, die die Leere die Elliott hinterlassen ganz gut einfängt.

Ein ganz einzigartiger Abschied einer der besten Bands, die je auf Revelation einen Stecker in den Amp gesteckt haben. Sämtliche Platten dieser Band waren kleine Offenbarungen und besonders "False Cathedrals" war ein Meilenstein und ist bis heute unerreicht. Wäre Elliott eine Frau würde ich ihr für immer hintertrauern.

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Shawn

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