Den EMIL BULLS aus unserem Lieblingsland Bayern haftete seit ihrem ersten nicht als Eigenproduktion erschienen Album 2001 der Ruf an, dass sie das spielen, was ihre potentiellen Hörer von ihnen verlangen bzw. die Musikrichtung präferieren, die sich zur Zeit der Veröffentlichung gut verkaufen lässt. Oder auch, das sie sich bei jedem Album neu erfinden und neu definieren. Wenn das Resultat so stimmig ist wie "The Black Path" kann dem Hörer oder dem Kritiker eine solche Vorgehensweise eigentlich völlig am Allerwertesten vorbeigehen. Wichtig ist in diesem Fall einzig und allein das Ergebnis, und das ist extrem stark ausgefallen.
"The Black Path" wurde "during a two week madness camp in Nesselwang, Bavaria, in the middle of nowhere" geschrieben und die Band scheint sich dort miteinander bekriegt zu haben, um sich anschließend wieder in die Arme zu fallen. Melodie und Härte, viel Alternativ Rock, viel Metalcore und Thrash Metal scheint es da gegeben zu haben. Und einen wild gewordenen Bienenschwarm, denn daran erinnert die Gitarrenfraktion beispielsweise in "To End All Wars" oder "The Most Evil Spell". Der in den Anfangstagen der Band noch deutlich hörbare Nu Metal Anstrich ist gänzlich verschwunden, der Härtegrad aber um einige Nuancen nach oben gedreht worden. Und das steht der Band ungemein gut, denn gerade in Verbindung mit den fast schon den DEFTONES Konkurrenz machenden emotionalen Phasen wird stellenweise ein Modern Metal Musikmärchen entbrannt. Auch ist die Band weit davon entfernt, aufgesetzt oder kitschig zu klingen, alles ertönt aus einem Guss und fließt dem Hörer entgegen, wobei natürlich das ein oder andere Mal die Richtung gewechselt wird. Es herrscht eine rauhe, fast schon düstere Stimmung, die genial durch den polarisierenden, weil gerade in den cleanen Passagen leicht neben der Spur liegenden und teilweise ein wenig über das Ziel hinausschießenden Gesang von Cristoph von Freydorf unterstützt wird. Aber auch angepisst, dreckig und brachial passen als Beschreibung seiner Intonierung der vierzehn Songs. Die Produktion des Albums hat den Songs den rauhen Charme gelassen und vermittelt eine Live Atmo, so, als sei man direkt vor der Band am Bühnenrand.
"The Black Path" ist eine dicke Überraschung und ein Geschenk einer Band, der man anhört, dass sie bereits harte Musik gemacht haben, als andere noch mit der Trompete um den Weihnachtsbaum gelaufen sind. Somit gilt: Erst anhören, dann lästern. Wober sich letzteres beim Ersteren erübrigt haben dürfte.
Tracklist:
1. The Black Path (Intro) [00:28]
2. To End All Wars [02:39]
3. The Most Evil Spell [02:55]
4. All In Tune With The Universe [03:56]
5. Pledge Allegiance To The Damned (The Unseen One) [04:24]
6. Wolfsstunde [04:40]
7. Nothingness [04:35]
8. Collapsed Memorials [03:26]
9. Close To The Wind [03:32]
10. Worlds Apart [03:33]
11. Pure Anger (The Hex) [05:23]
12. 10050 [03:18]
13. Cigarette Scars [03:27]
14. Glad To Be With You Again [04:04]