Plattenkritik

End Of A Year - You Are Beneath Me

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 06.07.2010
Datum Review: 30.06.2010

End Of A Year - You Are Beneath Me

 

 

In die Parade: Die an anderer Stelle kontrovers diskutierten END OF A YEAR melden sich formidabel mit ihrem Deathwish-Langspieldebüt zurück. Gitarren, die singen können, einige heisere Wahrheiten, herausgerissen aus dem guten, erfahrungsreichen Leben und mehr Stringenz machen aus "You Are Beneath Me" einen vorsichtigen Klassiker.

END OF A YEAR scheinen ihre Kritiker zu kennen. Reflektiert genug sind sie. Sie starten mit einem euphorisierenden Trick, der gleichzeitig Einordnung, Disclaimer und Tür in die schlagenden Herzen der (noch) willigen Hörer ist. Der Trick heißt 'Composite Character', man sollte sich den Text auf irgendeine sorgsam ausgewählte Stelle des Körpers tätowieren lassen, wäre er bloß nicht so lang. Patrick Kindlons mal augenzwinkernde, mal zutiefst wahre, mal dröhnend fragwürdige Aphorismen werden hier recht originell verdichtet: „To best enjoy this album: Clean your ears…Sit on something with back support…To best understand the material: Work part-time…Make less than twenty thousand dollars a year…Grow your hair out…Have a pregnancy scare…Have highly personal and easily misunderstood goals…” Alles. Gesagt. Nichts hinzuzufügen. Dann geht es jedoch direkt weiter in die Tiefen dieser lebenspulsierenden Glücksspritze. Heisere Vorträge über so Sachen, die all jene interessieren dürften, die das Persönliche dem plakativ Politischen vorziehen. Mit sowas eckt man an. Mit sowas macht man Gänsehaut. Gedichte, die einer schrieb bevor er Parterre aus dem Fenster sprang.

Die Ian MacKaye-Referenzen, dieser thinking-man‘s-Hardcore nach EMBRACE-Ansatz, sind immer noch latent vorhanden, allerdings verheddern sich END OF A YEAR nicht mehr so häufig. Die Songs verleihen Kindlons Worten irgendwie dichter, fokussierter, songdienlicher mehr Gewicht denn je. Die Gitarren schlagen nicht mehr so weit aus wie früher. Bass und Schlagzeug sind die Wand, in die eingemauert Kindlon über das Leben brütet. Man kommt auf den Punkt und entdeckt sein Herz für desperate, traditionsverankerte Atmosphäre ('Louis Slotin', in dem Patrick Kindlon beinahe singt) und die ja eigentlich niemals so wirklich glückende Kommunikation mit dem anderen Geschlecht: 'Jeni Leigh'. Patrick Kindlon singt vor, frau darf antworten und tut das auch. Interessant, dass END OF A YEAR aus diesem Geschlechterkampf, der ihnen ja nicht völlig unverständlich einige Steine in den Weg legte, einen der tiefgehendsten Songs des Albums destillieren. Natürlich bekommt man nicht immer mit, was genau die Band so meint. Zu viele Namen hier. Es ist eigentlich auch total egal, wer 'Marissa Wendolovske', 'Louis Slotin', 'Eddie Antar' und wie sie alle heißen, sind. Schall und Rauch. Ihre Geschichten werden unsere. „You treasure the thought that you’re cool at all, but it’s pastiche at best.“ Ihrer gemäßigten Kopisten-Rolle sind END OF A YEAR mit diesem Album endgültig entwachsen.8,5

Tracklist:

01: Composite Character
02: Charles Ewert
03: Marissa Wendolovske
04: Fred Dekker
05: Louis Slotin
06: Eric Hall
07: Sara Hayden
08: Jeni Leigh
09: Bo Diaz
10: Eddie Antar
11: Philip Jose Farmer

Autor

Bild Autor

René

Autoren Bio

There is plenty to criticize.