Plattenkritik

Engrained - Deep Rooted

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Release Date: 19.11.2010
Datum Review: 22.11.2010

Engrained - Deep Rooted

 

 

Dinge, die zu den nervigsten in der modernen Rockmusik zählen, sind sicher Vorurteile und Klischees. Schiebt man das neueste Studioergebnis der Sarstedter Formation ENGRAINED in den Schlitz des Players, dürfte dieser allerdings beinahe vor Überdosis husten: Der Schriftzug im Bandlogo, die Titel der Tracks – sofort füllt sich der imaginäre Notizblock mit Bandnamen, Oberarmtattooklassikern, abgewetzten Motörhead-Shirts etc. Aber wie gesagt: Keine Macht den Vorurteilen!

Die tiefen, bestimmenden Töne im Intro von „Deep Rooted“ erklimmen dennoch schleppend und unspektakulär die Außenbereiche des Equalizers - verzerrte, aber dröge Riffs weisen schon in Richtung dessen, was als nächstes kommt. Mit „Dead Mans Hand“, „Say Yes, Mean No“ oder „Sweet Vampire Girl“ bewahrheiten Fenne und Konsorten dann schnellstens, was angedeutet war: Melodien plänkeln mit grauem Haupt, die Stimme drückt und röhrt oft monoton wie der Rülps nach einem Besuch beim Griechen. Tausend mal gehört und leider: Tausend mal zuvor besser gemacht.
Zu den Vorurteilen kommen die Klischees: Banale Texte über ach so „rock-n-rollige“ Themen spielen gegen durchschnittliche Gitarrensoli. Das gemeine „Uh“ oder „Go“ – auf „Deep Rooted“ kann man nur müde lächeln. Klar rockt das Ding irgendwie und kantet hier und da, aber die 4 Herren aus der hannoverschen Region klingen zu kopierwütig und gezwungen, als wäre in ihrer Welt auf Teufel-komm-raus einfach alles „Rock ´n Roll“. Wo bei authentischen Kollegen des Genres der V8 röhrt und erzwingt, was immer man ihm in den Weg legt, so haben es ENGRAINED schon bei einfachen Steigungsgraden auf der Strecke schwer. Die Wurzeln der Jungs wollen einfach nicht halten und fest umschlingen, was sie seit über einer Dekade vor den Karren gespannt kriegen.

Wird dann gen Ende mit „Rules Of Time“ noch mal leicht vertrackt der Rockzylinder gezogen, bricht die Klischeeflut mit dem abschließenden „For All...“ wieder brutal herein. Die Ruhe nach dem Sturm, bei „Deep Rooted“ ist sie dann Gold wert. Nach dem Ausklingen der letzten Töne von kitschig-balladiger Akustikseite sehnt man sich zurück in Zeiten von guten ZEKE-Alben, noch lebendigen GLUECIFER und schlichten Distortion-Arschtritten – ohne Vorurteile und Klischees...

Tracklist:

1. Intro
2. Dead Mans Hand
3. See Me Running
4. Devils Don´t Dream
5. Say Yes Mean No
6. Holiday Prostitute
7. Sweet Vampire Girl
8. You´re The One For Me
9. Music Of The Night
10. Presentation In Life
11. Rules Of Time
12. Cold & Lonesome Morning
13.. For All...

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Moppi

Autoren Bio

Alt, langweilig, tierlieb.