Plattenkritik

Enter Shikari - A Flash Flood Of Colour

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Release Date: 13.01.2012
Datum Review: 05.02.2012

Enter Shikari - A Flash Flood Of Colour

 

 

Eigentlich hatten ENTER SHIKARI immer längerfristiges Nervpotential. Ihre Mischung aus (Post-)Harcore und massivem Synthesizer-Einsatz war aber auch prädestiniert dazu. Und so kam es das die vier Jungs bei mir schon nach dem Zweitwerk "Common Dreads" unter "ferner liefen..." standen. Fast vier Jahre nach eben jenem Album, steht das Quartett nun plötzlich wieder auf der Matte. Zu Systemkritikern und waschechten Musikern gereift. Und mit einer Platte, die ich der Band im Leben nicht zugetraut hätte.

Dabei ließen die ersten Hörproben eigentlich nur ein weiteres Partyalbum vermuten. "Sssnakepit" hatte zwar einen naiv-jugendlichen Charme und nistete sich im schnell im Trommelfell ein, aber so ähnlich wirkten schon viele ENTER SHIKARI Songs. Die zweite Single war dann "Gandhi Mate, Gandhi". Ein ziemlich wirres und chaotisches Stück, welches mich eher abschreckte als anzog. Auffällig bei beiden Songs: die deutlich verbesserte Stimmarbeit von Roughton „Rou“ Reynolds. Es war schön zu hören, das der Junge seine Stimme endlich endgültig im Griff hat. Dennoch blieben die Erwartungen zunächst niedrig, kann ja nicht schaden.

Und schon die ersten Zeilen des Intros "System..." bestechen durch eine erfrischende Atmosphäre und lassen bereits durchschimmern das ENTER SHIKARI durchaus "erwachsen" geworden sind, so sehr ich dieses Wort in Relation zu Musik auch hasse. Und wie endet jedes System? In einem "...Meltdown" natürlich. Nahtlos springt man von Zurückhaltung auf Angriff. Laute Synthesizer, Breakdowns und Sprechgesang führen den Hörer in die Systemrevolution der vier Briten. Dabei wird ein wunderbarer Fluss durch die elf Songs erzeugt, die Abgehacktheit früherer Werke gehört erfreulicherweise der Vergangenheit an.

Und wie schon in der Einleitung geschrieben, ENTER SHIKARI sind tatsächlich echte Songwriter geworden. Eine Perle wie "Stalemate" überrascht mit fast balladesker Ausrichtung, es handelt sich hierbei beinahe um ein Singer/Songwriter-Stück. Alternative Pop wie man ihn besser nicht schreiben kann. Doch das Quartett kann natürlich auch lauter. Dabei widerspricht "Search Party" seinem Titel sogar teilweise. Zwar ist diese Hymne auch durchaus partytauglich, eignet sich aber eigentlich besser zum demonstrieren. Spätestens wenn "Pack Of Rhieves" dann mit dem eingängigsten Refrain der Bandgeschichte aufwartet und mit "Constellations" eine emotionale Spoken-Word-Ballade das Album beendet, weiß man: ENTER SHIKARI haben sich hier wirklich Gedanken gemacht.

Und so ist "A Flash Flood Of Colour" für mich bereits jetzt eine der Überraschungen des Jahres, nie hätte ich den einstigen Chaoten ein Album mit einer solchen nahezu perfekten Struktur und einem so mitreißenden Albumfluss zugetraut. Hinzu kommt da noch ein Songwritingtalent, das sich in Perlen wie "Stalemate" (absolutes Highlight der Bandgeschichte) oder "Arguing With Thermometers" voll austobt. Auch die erst so kritisch aufgenommenen Singles fügen sich perfekt ein. Wow. Selbst textlich wenden sich die Briten endlich von ihrem Unfug ab und schreiben jetzt intelligente, kritische Texte. So kann das was werden, mit der Zukunft.

Tracklist:

1. System...
2. ...Meltdown
3. Sssnakepit
4. Stalemate
5. Search Party
6. Arguing With Thermometers
7. Gandhi Mate, Gandhi
8. Warm Smiles Do Not Make You Welcome Here
9. Pack Of Thieves
10. Hello Tyrannosaurus, Meet Tyrannicide
11. Constellations

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Enrico

Autoren Bio

Je ne sais pas. Ein Hoch auf meine Standardantwort im Französischunterricht in der Schule.