Plattenkritik

Envy - Insomniac Doze

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Info

Release Date: 08.09.2006
Datum Review: 12.09.2006

Envy - Insomniac Doze

 

 

Japanischer Screamo, würde ich ganz pauschal sagen. ENVY aus Tokio spielen düstere Gitarrenwände aus Moll-Akkorden. Ihre Songs sind eher was für Nachtfahrten mit dem Auto oder der Soundtrack zum Verlaufen in einem dunklen Wald.

Textlich, gibt man sich leicht poetisch, verschlüsselte Textzeilen und irgendwo auch selbstreflektierend. Man ist, so scheint es mir, auf der Suche nach der Antwort, auf die Mutter aller Fragen: „Warum?“ Warum was, das bleibt der Interpretation des Einzelnen überlassen. Das Coverartwort ist genauso spartanisch und dunkel-bedrohlich gehalten, wie die Musik. Ein einzelner Truck in einer öden Wüstenei; Nebel. „Lähmend“, war das Wort, welches mir zuerst in den Sinn kam. Sphärische Produktion, die mit simplen Harmonien unheimlich viel Raum und vor allem Leere erzeugen kann. Es ist weniger die Vielfalt oder die Komplexität der Songs. Nein, komplex, ist hier nicht das Wort der Wahl. Es geht eher um das Gefühl, was ENVY vermitteln, wenn man die ihre Lieder hört. Allein der Opener „Further Ahead Of Warp“ ist regelrecht erdrückend. Midtempo, ruhiger, nicht gerade auffälliger Gesang zu Anfang und dann ein Schreier, der authentisch seinen Schmerz hinausbrüllt. Das Bild eines, mit den Fäusten gegen einen verschlossenen Fensterladen schlagenden, verzweifelten Menschen, zeichnet sich vor dem geistigen Auge ab. RADIOHEAD, die konnten so etwas auch gut, allerdings gehen ENVY hier noch eine Spur härter zu Werke. Sie schaffen es immer wieder ruhige Elemente so zu setzen, dass die Hooks und Refrains, wie hohe Wellen auf einen Strand brechen. Von den sieben Stücken, gefällt mir „Scene“ am Besten. Weniger wegen der Songstruktur, als wegen der Zeilen: „ White waves stop silently – A singing voice of clouds leaps on the surface – Letters of promise in the mad sunlight – The sky shines in a whispering rain.“ Hah, das, nenne ich Dramatik. Im Booklet sind jeweils auf der linken Seite die japanischen Übersetzungen und auf der Rechten, die englischen Lyrics.

Eine CD, die mir sehr gefällt, auch wenn selbstverständlich am Ende ein schaler Nachgeschmack bleibt. Zum einen wegen der deprimierenden Stimmung und zum anderen, weil doch ein nicht von der Hand zu weisender Ähnlichkeitsfaktor vorhanden ist. Nennen wir es einfach, den roten Faden oder Homogenität. Nicht das der Eindruck entstehe, das jeder Song sich total gleich anhöre.

Tracklist
1. Further Ahead Of Warp
2. Shield Of Selflessness
3. Scene
4. Crystallize
5. The Unknown glow
6. Night In Winter
7. A Warm Room

Autor

Bild Autor

Linc

Autoren Bio

Singer-Songwriter (LINC VAN JOHNSON & The Dusters) Singer (SUPERCHARGER) [DK] Vocal Coach seit 2011. Berufssänger/-musiker seit 2008. Studium Musik/Anglistik Bei ALLSCHOOLS seit 2006.