Plattenkritik

Erik Cohen - Kapitän

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 21.06.2013
Datum Review: 28.06.2013

Erik Cohen - Kapitän

 

 

Bei schönem Wetter Angeln gehen ist nix für Jack Letten. Bei Regen die eigene Musiksammlung bis ins letzte Hintertürchen schönsaufen schon. Zum Glück stammt der Frontmann und Sänger aus dem trüben Norden Deutschlands – und nicht aus einem beseelten Kaff an der Mittelmeerküste.

So nämlich ergrübelt sich Letten, nach SMOKE BLOW lieber ERIK COHEN heißen zu wollen und exklusiv der Muttersprache Tribut zu zollen. Dazu mischt der hagere Kieler auf seiner Debüt-EP bekannte Stonerrock-Einschläge, triefende Lyrics und das „industrielle“ Etwas, welches „Kapitän“ zu seiner eigenen Besonderheit macht. Der Titelsong atmet gelassen und zugleich überlegen, Letten weiß sein Organ nicht erst seit gestern einzusetzen. Dazu bürsten tiefe Gitarren die krausen Haare, man spricht angestachelt über Benzin und Pferdestärken („Chrom“) – stets untermalt von einem amtlichen instrumentalen Pfund.
Trends und Montagsmalereien treten ERIK COHEN mit Füßen - der erste öffentliche Eindruck atmet das pissig-bissige von SMOKE BLOW stellenweise genauso wie die trockene Härte früher Rockinstitutionen oder wavige Pop-Momente wie im fragilen RHEINGOLD-Cover von „Dreiklangsdimensionen“. Um die EP jenseits der Viertelstundengrenze zu deklarieren, gibt es eine entschärfte Remixversion von „Chrom“, die der vielschichtigen Haube von „Kapitän“ den roten Teppich ausrollt. Vorbei an rohem Punk mit deutschen Texten, weit ab von Hüpfpoppern wie KRAFTKLUB und ehrfürchtig der eigenen Vergangenheit gegenüber findet sich Letten als Kapitän seines sinkenden Schiffes wieder – und fühlt sich selbst dabei pudelwohl. Gerne darf auf Albumlänge der Beweis folgen, wohin die Reise aus Kiel heraus startend gehen soll. Bei Sonne am See sitzen und fischen ist zumindest schon mal auch nix für ERIK COHEN.

Trackliste:

01. Kapitän
02. Chrom
03. Polar
04. Dreiklangsdimensionen
05. Chrom 2

Autor

Bild Autor

Moppi

Autoren Bio

Alt, langweilig, tierlieb.