Viel hat sich getan im Hause ESCAPADO. Die deutschsprachige Vorzeigeschreiband hat sich zu 50% umbesetzt. Vor allem des Sängers Position wurde neu besetzt. Gerne nimmt eine Band so etwas zum Anlass, ihren Sound zu überarbeiten und klingt danach meist etwas befremdlich.
So lauscht man auch ganz besonders gespannt auf den Opener der neuen Platte „Montgomery Mundtot“. Allerdings tut sich da zunächst mal wenig. Die Härte bleibt und selbst des neuen Schreihalses Stimme unterscheidet sich nicht allzusehr von seinem Vorgänger. Mit gewohnter Härte legt man los und brüllt sich durch die Ungerechtigkeit der Gesellschaft, gegen „die da, die alles immer wieder versauen“. Allerdings wird direkt beim zweiten Titelgebenden Stück „Montgomery Mundtot“ klar, dass der neue Sänger in den ruhigeren Gesangsparts keineswegs so weinerlich klingt, wie sein Vorgänger. Bremsten ESCAPADO sich in den Vorgängeralben „Hinter den Spiegeln“ und „Initiale“ mit solchen Weinparts gerne selbst aus, so wird hier die Energie weit oben gehalten, auch wenn mal nicht geschriehen wird. Adios Emoschwuppe! Und es growlt till death.
An der Gitarre erzeugt ein Mann Klangwelten, welche es besser nicht geben könnte. Harte, verzerrte Riffs gibt es wohl. Doch Sebastian legt weiterhin Wert auf viel Unverzerrtes. Klarheit und Struktur, die einem mit der Präzision einer Guilliotine in den Nacken rauscht, obwohl man den Kopf eigentlich gerade in Richtung der „Sphären“ drehen möchte. Grauenvoll. Grauenvoll gut! Die hochgezogenen Gitarren in „Elite setzt sich durch“ könnte schon fast eine Hommage an die Großen der harten Metalriffs sein.
ESCAPADO befinden sich allerdings immer noch textlich in der Sturm und Drang Phase. Thematisch Orientierungslosigkeit, Angst, Wut, Hass, Verzweiflung, bis hin zur Verschüchterung, die man sich nicht eingestehen möchte. Vor den Hürden, unzähligen Möglichkeiten des Prozesses der Selbstfindung, die Adoleszenz als große Unbekannte, deren Grenzen zu verschwimmen drohen. Und immer wieder DIE. Eine Gruppe von Menschen die bedrohlich wirken, es im Zweifelsfalle sind, denen man Tod und Pestilenz wünscht.
Zum Durchatmen gibt es auf „Montgomery Mundtot“ mit Sicherheit nichts. Keine paar Minuten geben die Jungs für das kleinste bisschen Quotenballade her. Der Song mit dem Titel „Durchatmen“ täuscht auch nur ganz dezent in die Richtung an und drückt die Gehörgänge doch so sehr auseinander.
ESCAPADO knüpfen grandios an das an, was sie sich als roten Teppich selsbt ausgelegt haben. Es bleiben keine Wünsche offen. Sie sind dem Tod von der Schippe gesprungen und schlachten ihr neu gewonnenes Bandleben nun umso intensiver aus. Chapeaux!
1.Petenwell
2.Montgomery Mundtot
3.Gezeichnet
4.Weil es so einfach ist
5.Freiraum
6.Viola del Poteus Maximus
7.Sphären
8.Die Elite setzt sich durch
9.Ferngesteuert
10.Durchatmen
11.Zwischen den Profilen