Plattenkritik

Expire - Pendulum Swings

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Release Date: 22.05.2012
Datum Review: 21.05.2012

Expire - Pendulum Swings

 

 

Die ersten spontanen Ideen sind meistens die besten. „Wir gründen eine Band, nennen sie EXPIRE, reduzieren die Musik auf das Nötigste. Hardcore bedeutet für uns: verknappte Songs, Mördergroove, Hasskappe und alles aus New York City außer 120er Oberarmen.“ Das haben EXPIRE so natürlich nie gesagt. Müssen sie auch gar nicht.

Pendel: schwingt. Und wie. Einen längeren, verkopften Text über das Debütalbum der Band aus dem mittleren Westen der Vereinigten Staaten von Amerika zu schreiben, hieße Literaturtheorieessays in den Proberaum von MADBALL tragen. Die gehören da nicht hin. Die möchte da keiner haben. Damit, hoppla, wischt sich Hoya seinen Hintern ab. Ist halt ein völlig anderer Kontext. Hier geht es um das Unmittelbare. Ums Eingemachte. Und dazu braucht es noch nicht mal diese treudoofen Szenedistinktionssprüche: endlisch ma wieder rischtiger Hardcore. Mit Eier.

EXPIRE funktionieren auf einer anderen, sehr unmittelbaren Ebene. Jeder der insgesamt zwölf Songs beruht auf einem unnachgiebigen Groove, auf absolut platzsparendem Drumming, ein wenig Tempo und einem Keifer, der eher als additives, ziemlich wutentbranntes Rhythmusinstrument fungiert. Wenn ein Titel einer 7-Inch einer linientreuen Hardcoreband in den letzten Jahren irgendeine programmatische Aussage war, dann ja wohl "Grim Rhythm". So geht das. Leichte Temponuancen, eine sehr dichte Produktion, das Abfeiern einer simpel-effektiven Idee. Ein Song, nennen wir ihn einfach mal 'Abyss', fängt an: leicht metallische Gitarren, sich überschlagendes Schlagzeug, dann sofort der Blick auf das Wesentliche. Ein ziemlich angepisster Mikrophonfresser, Mosh und fertig ist die Laube. Ein anderer Song, nennen wir ihn einfach mal 'YDN', hört auf und dazwischen circa 16 Minuten verbrannte Erde und gestapelte Pile-on-Leichen. Dieser eine Quasi-Sprechgesang-gegen-den-Rest-der-Band Trick (zu hören in: 'Pendulum Swings' oder auch dem bereits auf "Suffer The Cycle" veröffentlichten 'Sleep Lost') sorgt für minimale Abwechslung in bewusst anregungsarm gewähltem Umfeld.

Innovation: findet hier nicht statt. Möchte hier auch überhaupt nicht stattfinden. EXPIRE klingen so wie ziemlich alte RAISED FIST auf Grooveanabolika mit der einen, der durchschlagenden Idee. Wie absolut fettreduzierte (sorry, Scott) TERROR, wie COLD WORLD ohne LIFE OF AGONY-Pathos oder alte DOWN TO NOTHING ohne Freundeskreis im Studio. Die BAD RELIGION der Generation Sound-And-Fury. Eine Idee pro Platte reicht manchmal eben vollkommen aus.

Eine andere (Bridge 9-)Band, die in jüngster Zeit derart unbeugsam, stoisch und effektiv ihren urbanen Hassstiefel durchgezogen hat, heißt MOTHER OF MERCY. Allerdings sind EXPIRE an New York gewachsen, nicht an Cleveland. Chris Wrenn hält das alles für einen großen Spaß. Wir auch. Es muss jedenfalls nicht immer gegen eine Band sprechen, wenn im Info ein einziger Satz steht: klingt wie Hardcore. Nicht mehr und nicht weniger.

Tracklist:

1) Just Fine
2) Reputation
3) Spit Out
4) Dig Deep
5) Anxiety
6) Abyss
7) Bark
8) Sleep Lost
9) Pills
10) YDN
11) Focus
12) Pendulum Swings

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René

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