FEAR FACTORY haben seit ihrem zweiten Album „Demanufacture“, dass 1995 erschien und die Band nicht nur vom Fleck weg in den Industrial-Metal-Olymp hievte, sondern auch eben dieses Genre begründete und tausende Bands beeinflusste, mit Abstrichen eigentlich nur noch durch die Hassliebe zwischen den beiden Hauptprotagonisten Dino Cazares und Burton C. Bell überzeugen können. Nicht nur, dass sie seit dem musikalisch stagnierten, auch wurde immer wieder klar, dass es sich bei dieser „Band“ mehr um ein Marketingprodukt als ein Zusammenschluss von begnadeten Musikern handelt. Ansonsten wären die Schlammschlachten wegen z.B. Recht am Bandnamen oder wie aktuell Rechtsstreitigkeiten bezüglich finanzieller Ausgleichsvereinbarungen respektive dubiose Crowdfundingaktionen nicht erklärbar. Wichtig zu wissen ist auch, dass Sänger Bell bei Erscheinen des neuen Albums schon längst nicht mehr Bestandteil der Band ist und somit „Agression Continuum“ anstatt eines fulminanten Neubeginns („Genexus“ hat schließlich schon 6 Jahre auf dem Buckel) eher den Abschluss einer Ära manifestiert. Es darf aber auch gespannt in die Zukunft geblickt werden, ob es mit FF weitergeht, welcher Sänger die Lichtfigur Bell beerben wird und ob sich die Band endlich mal weiterentwickelt, anstatt sich immer und immer wieder bei sich selbst zu bedienen (das dürfen nur IRON MAIDEN!).
Das elfte Album der Band beginnt gleich mit einem Song, der die Stärken dieser Band offenlegt. Knallhartes Stakkato-Riffing, extrem unterkühltes Drumming, steriler Sound und das Wechselspiel zwischen harschen Shouts und feinem Klargesang. „Recode“ besticht zudem durch eine mitreißende Hookline im Refrain, die erkennen lässt, wer die Scharen an Metalcore-Kombos Anfang 2000 inspirierte. Es geht munter weiter und der Gedanke, dass es sich bei Nummer 11 um ein Best Of der Band handelt, rückt immer näher. „Fuel Injected Suicide Machine“ ist das der Höhepunkt des Albums und dürfte Fans dieser Band Tränen in die Augen treiben. Allerdings markiert das wütend stampfende „Collapse“ einen kleinen Wendepunkt auf dem Album, denn danach zünden die Tracks nicht mehr und es wirkt wie ein Aus- des vorherigen Schaulaufens.
Interessant wäre sicherlich gewesen, „Aggression Continuum“ unvoreingenommen zu hören und letztlich auch zu bewerten. Was wäre wenn dieses Album als Restart gewertet werden könnte? Aber aufgrund des Gazettenkriegs ein unmögliches Unterfangen. Sicher ist jedoch, dass nichts Neues zu entdecken war und FF insgesamt (mit fadem Beigeschmack) einige sehr gute Songs ablieferten. Bleibt zu hoffen, dass sich die Kalifornier irgendwann einmal wieder zusammenraufen und sich nur auf die Musik und nicht auf Nebenkriegsschauplätze konzentrieren.