Ist das noch Punkrock? Verdammte Scheiße: JA!!! Wenn irgendwer auf den Bühnen, jegliche Lobhudelei sowas bis zum Anschlag hinten gegen verdient haben, dann sind es FEINE SAHNE FISCHFILET. Die Workaholics der Punk(rock)szene. Zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung. Und nun gibt es eben auch ein neues Album. Drei Jahre nach "Bleiben oder Gehen" erscheint "Sturm & Dreck" immer noch bei Audiolith. Von Ausverkauf kann keine Rede sein, auch wenn viele Shows bereits lange vor Erscheinen des Albums eben das sind.
Und was kann nun "Sturm & Dreck"? Definitiv in den Arsch treten. Wurde dem letzten Album noch eine verhältnismäßige Ruhe attestiert, muss man nun wieder andere Maßstäbe ansetzen. "Sturm & Dreck" braucht keine Höhen und Tiefen. Es geht auch mit nur Höhen. Bereits "Zurück in unserer Stadt" macht genau das, was man in rauen Zeiten wie diesen braucht: Zum Aktivismus aufrufen, den Spaß in den Backen aber auch nicht zu vergessen. Politisch kann diese Platte mit noch so einigem aufwarten. Straßenkampf, Wehr- und Standhaftigkeit, Zähne auseinanderbekommen, Solidarität. "Angst frisst Seele auf" könnte ein Liebeslied, Hymne auf Zusammenhalt oder ein fantastischer Barrikademotivationssong sein. Wie war das nochmal mit den Interpretationspielraum? Für jeden was dabei. Solidarität ist auf jeden Fall der Kern von allem. Dabei vergessen diese fabelhaften Menschen nicht, dass es eben auch wichtig ist, einen Ort zum Verschnaufen zu haben. Einmal mehr definieren sie in "Zuhause" und "Wo niemals Ebbe ist" den Begriff von Zuhause als einen emotionalen Ort. Alles andere wäre ja auch der verschmutzte Heimatbegriff, der hier vollkommen deplaziert wäre und von dem sich auch FEINE SAHNE FISCHFILET mehr als distanzieren.
Musikalisch hat sich das alles ziemlich fix in den Gehörgängen und Hirnwindungen festgesetzt. Treibende Gitarren und Bläsersätze, eingängige Melodien. Dreimal durchlaufen lassen und dann die Bläsersätze mitpfeifen. Das ist nicht langweilig, sondern super. Eben alles, was es für gute Protestsongs braucht, die man für den Kampf im kalten rauhen Wind braucht. Straßenhits? Check! "Dreck der Zeit" verfügt dabei auch noch über eine so fantastisch rotzig aggressive Punkattitüde, dass einem wieder einfällt, wo man den Hammer hingehängt hat.
Um Glaubwürdigkeit müssen sich FEINE SAHNE FISCHFILET defintiv keine Sorgen zu machen. Wenn sie nicht auf den Bühnen eskalieren, sind sie eben auch immer noch in den Zusammenhängen höchstaktiv, aus denen sie kommen. Die Basis nicht vergessen. Nicht vergessen, wofür es notwendig ist und sich lohnt zu kämpfen. Darum: Bei den Platten- und Konzertkartendealenden Kohle auf den Thresen werfen, supporten, denken, kämpfen, Ketten bilden, lieb haben, aber nicht lieb sein und danach einen trinken gehen. Oder zwei oder so. Es kann auch Kaffee sein. Barista! Barista! Antifacista!
P.S. Und ab 12.04.18 "Wildes Herz" im Kino schauen. Workaholics und so.