Plattenkritik

FJØRT - Kontakt

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Info

Release Date: 22.01.2016
Datum Review: 07.01.2016
Format: CD Vinyl Digital

Tracklist

 

01. "In Balance"
02. "Anthrazit"
03. "Prestige"
04. "Kontakt"
05. "Lichterloh"
07. "Paroli"
08. "Abgesang"
09. "Revue"
10. "Belvedere"
11. "Mantra"
12. "Lebewohl"

Band Mitglieder

 

Chris - vox/git
David - bass/vox
Frank - drums

FJØRT - Kontakt

 

 

Zwischen Wolkenkratzercharme, dem Kapitän Kapitulation und Blicken in eine leere Zukunft schlagen FJØRT eine Brücke, die emotional enthäutet und ihresgleichen sucht. "Kontakt" ist alles Übel, alle Zweifel, all der falsche Glanz dieser Welt in konzentrierter Form. Und ganz nebenher Substanz für die Seele mitten auf dem bequemen Sessel beim Psychater.

Das dritte Album des Aachener Trios handelt dabei nicht wie eine stumpfe, misanthropische Faust, die mit aller Gewalt auf den Tisch der Gegenwart prallen soll. Vielmehr puzzeln FJØRT eine packende Situationsbeschreibung aus melancholischem Posthardcore, wütender Poesie und poetischer Wut. In einem kochendheissen Topf schmoren Chris, Frank und David "Prestige" oder "Lichterloh" zu einem Gerinsel aus bollerndem Schlagzeug und heiseren Vocals zusammen, zuvor explodiert "Anthrazit" unter donnerndem Metal und bissigen Emocore-Riffs. Wie eine heisse Nadel finden FJØRT direkten Zugang zum Gefühlsherd des Hörers, dabei helfen die luftleere Produktion und eine hünenhafte, geballte Herangehensweise an musikalische und inhaltliche Themen. "Für die geschlossenen Augen im Licht, fuer jedes schmerzverzerrte Gesicht, fuer jedes 'Ja, aber jetzt nicht'" heisst es zu knüppelnden Drums und fast unterschwelligen Gitarren im bereits erwähnten "Anthrazit". "Abgesang" findet sich auf der defensiven Seite wieder. Hier erlaubt die Band dem Song flüssiges Rückgrat aus Postrockeinstreuern und Zeitlupe. "Ich weiss, ihr seid dem Schatten geweiht / Steht geschrieben schwarz auf weiss". FJØRT wissen nach "D' accord" und "Demontage", wie sie Leidenschaft und Fusstritt clever unter einen Hut bringen. Die Nähe auf "Kontakt" beginnt beim Titel und setzt sich in politischen, persönlichen und alltäglichen Themen fort. "Paroli" hilft beim und erinnert ans Aufstehen und Kontra geben. "Haltet stand / Wer, wenn denn nicht wir / Es gibt einen Weg zu gehen / Und der heisst 'niemals dran vorbei' / Wir sind uns einig, dass ich euch hier keinen Meter weichen werde" platzt es Chris aus der Kehle, dazu findet der Song sein Gleichgewicht zwischen alten PIANOS BECOME THE TEETH und krachenden JUNGBLUTH. Auch das schleppende "Belvedere" setzt sich durch und fordert den Verstand. Nicht offensichtlich, sondern mäandernd und immer eine blutige Fresse voraus. FJØRT verdienen nach all ihrem Einsatz diese unheimliche Leichtigkeit, mit der sich die zwölf Stücke behaupten. Sie haben dafür gekämpft. Sie haben dafür geackert. Sie haben dafür geopfert. Ginge es nach "Kontakt", könnten FJØRT mittlerweile sogar dafür töten.

Autor

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Moppi

Autoren Bio

Alt, langweilig, tierlieb.