Ist es das Bier? Oder sind es die Frühstückschips auf Tour, zuviel Butter auf dem Käsebrot oder die phlegmatisch rumgammelnde Internetgesellschaft, die sättigt und die Pfunde auf die Leisten haut? Wirklich übergewichtig ist bei dieser jungen Band aus Hannover höchstens der Enthusiasmus, Örebro und L.A. gegen die Wand zu spielen. Ob Käsebrot und Bier vielleicht eher die „Nummer sicher“ gewesen wären?
Vielleicht stellen sich auch FAT BELLY manchmal wie ITCHY POOPZKID die Frage, ob man auf der Suche nach dem passenden Bandnamen nicht lieber fünf Minuten mehr Zeit hätte investieren sollen. „Set The Flag“ geht das am Allerwertesten vorbei. „Ready To Rock“ erklärt sich aufbrausend im Titel selbst und verspricht geschmeichelten aber aufgepeppten Poppunk über Albumlänge. Schwer haben es Benjamin Feustell und seine Wampenkollegen da nur mit dem musikalischen Stehvermögen: Schon ab „Sober (Again)“ juckeln Melodiebögen und Power nur auf lauwarm, die kratzend „denglischen“ Vocals blubbern dahin und die besten Momente, die MILLENCOLIN oder BAD RELIGION unberührt ließen, sind schnell aufgebraucht. Bei „Same Old Story, Somehow New“ dann ein erster (oder einziger?) Lichtblick: Im Duett mit einer treffsicheren Dame (Nina Grötschel) geht sogar „We Used To Dance The Night Away, But Now These Pictures Turn To Grey...“ durch. „Ireland´s Call“ schmiegt sich dann auffällig an Werke der Lokalkollegen von GIGANTOR, dessen Mastermind Jenzzz Gallmeyer hier ebenfalls den Produzentenstuhl hütete, „Life Behind The Glass“ hingegen beruft sich schnell wieder auf reale kalifornische „Aaaa´s“ und Uptempo aus sicherer Distanz, funzt sich aber nicht tief genug in die Kuhle des Hörers.
Bewahrheiten mit Überschlag soll sich die Eigenaussage „FAT BELLY bedienen alle Genre-Klischees und sind sich für nichts zu schade“ in „Forever And A Day“, dass nicht nur mit AVRIL LAVIGNE-Gimmick, sondern auch mit Milch-und-Kekse-Chorus dahin schmelzen lässt, bis der gekämmte Highschool-Pop des Tracks von alleine den Rücken kehrt. „Set The Flag“ ist also hin- und hergerissen zwischen funktionierendem Schmackes („Hopeless Kids Elite“), gestrecktem Mörtel („One For the Road“) und gemogelten Witzen, die vielleicht nicht in jedermanns Humorspektrum passen dürften („Britpopmuckemussaufhör´n“). Schwierig trifft auf geflügelt trifft auf den überflüssigen Bauchspeck – und rammt die Flagge (aber bitte ohne 81er-Anlehnung im Logo...) ins Mittelfeld, denn dort ist Platz und Fülle wie auf dem Acker des Covers ausreichend vorhanden.
Trackliste:
01. Ready To Rock
02. Sober (Again)
03. Home Is Where The Heart Is
04. Same Old Story, Somehow New
05. Ireland's Call
06. One For The Road
07. Life Behind A Glass
08. Forever And A Day
09. Hopeless Kids Elite
10. Gotta Go
11. Take Me Away
12. Britpopmuckemussaufhör'n
13. Until This Place Is Burning
14. Los Strangeles (Hey Hey)