Das richtige Wort ist Progressive Metal. Als Referenz müssen Bands wie TOOL, OPETH und auch BLACK SABBATH herhalten. So in etwa muss die Antwort auf die Frage lauten, welche musikalische Bezeichnung das sechste FEAR MY THOUGHTS-Output "Isolation" verdient und welche Bands zum Vergleich herhalten müssen.
Das Album gleicht einem Befreiungsschlag, denn endlich kann die Band ihr Potential vollumfänglich ausschöpfen. Der auf der letzt jährigen Hell On Earth Tour bereits live vorgestellte neue Sänger Martin Fischer (auch für die Orgel- und den Synthesizer verantwortlich) ist dabei das neue Aushängeschild der Band. Stimmlich nicht limitiert wie sein (wahrlich nicht schlechten) Vorgänger lebt und atmet er die zehn Songs. Vorbei ist die Zeit des Growlings, Herr Fischer imponiert durch eine klare, etwas angeraute, sehr variable Stimme, wobei er gelegentlich thrashig shoutet. Ein weiterer großer Schritt der Band war das Abwerfen des die letzten beiden Alben stark geprägten Melodic Death Metals, den bei Isolation vielleicht noch The Hunted (mit Blastbeats) und Pitch Black huldigen. Ansonsten geht es Richtung progressivem Metal und zum progressiven Rock der 70er Jahre. Hervorragend dabei auch die Leistung von Markus Ruf und Patrick Hagmann, die aus ihren Gitarren ein fettes tightes Riff nach dem anderen und bärenstarke Soli herausquetschen.
Isolation strotzt vor Kraft und ist durchweg angenehm aggressiv arrangiert. Dabei sind FEAR MY THOUGTHS immer abwechslungsreich, sehr detailverliebt und in den Refrains psychedelisch melodisch. Und vor allem ist Isolation verdammt beklemmend, teilweise düster und extrem intensiv. Natürlich müssen dem Album mehrere Durchläufe gegönnt werden, damit sich diese Intensität und Durchschlagskraft entfalten können. Aber wenn Songs wie das fast sieben Minuten lange Death Chamber oder das an DOWN erinnernde Creeping Lord zünden, dann steht einem Urlaub im verregneten Louisiana nichts mehr entgegen.
FEAR MY THOUGTHS haben mit Isolation Mut bewiesen. Mut, alle bisherigen Trademarks über Bord zu werfen und sich in eine völlig andere Richtung zu bewegen. Sie haben ihre Musik und vielleicht auch sich als Ergebnis neu erfunden. Vielleicht haben sie aber einfach nur die Musik geschrieben, die ihrer Zeit weit voraus ist und die in ein paar Jahren als Klassiker bezeichnet wird. Auf jeden Fall haben sie mit Isolation ihre eigene Identität sowie ihren eigenen Platz im Metal gefunden und es ist zurzeit keine Band unterwegs, die diesen streitig machen könnte.
Respekt und Hut ab!
Tracklist:
1. Isolation (1:14)
2. The Blind Walk Over The Edge (4:23)
3. The Hunted (4:34)
4. Numbered By The Beast (4:41)
5. Bound And Weakened (3:54)
6. Through The Eyes Of God (6:20)
7. Death Chamber (6:54)
8. Pitch Black (4:00)
9. Creeping Lord (5:51)
10. Burning The Lamb / The Sacrifice (4:54)