Das nenne ich mal ein kurzes Intermezzo: eigentlich sollte das heiß ersehnte zweite Album der Kalifornier FINAL FIGHT ja auf Deathwish Inc. erscheinen, aber nach der Split 7inch mit LIFE LONG TRAGEDY veröffentlicht man Half Head, Full Shred nun doch in Eigenregie. Die einzigen, denen das nicht egal sein dürfte, sind wohl Jacob Bannon und Tre McCarthy. Denn mit Half Head, Full Shred hätten sie ohne Zweifel ein weiteres Highlight für die Jahresendbilanz ihres Labels verbuchen können.
Schon auf ihrem sehr ansprechenden Debüt Under Attack unterschieden sich FINAL FIGHT mit ihrem etwas optimistischer anmutendem Sound positiv von den Massen moderner Hardcore Bands. Klar, ihre Texte lesen sich zwar auch nicht wirklich wie die Worte eines Motivationstrainers, dennoch haben die schnellen und melodischen Songs auf Half Head, Full Shred einen angenehm aufbauenden Charakter. Verglichen mit dem Vorgänger ist festzustellen, dass der Fünfer seinen Sound feinjustiert hat und jetzt noch ein gutes Stück eigenständiger klingt. Die größtenteils schnellen Songs sind deutlich ausgefeilter und die Stimme von Sänger Nick präsentiert sich kraftvoller und mitreißender denn je. Auch wenn ich den Vergleich schon im Review von THIS IS HELLs Warbirds bemüht habe, finde ich, dass Nick immer wieder klingt wie der kleine wütende Bruder von Lou Koller (SOIA). Vollkommen unangestrengt treibt er seine Stimmbänder an ihre physischen Limits und trägt einiges zur mitreißenden Intensität des Albums bei.
Während auf Under Attack der ein oder andere Song noch etwas austauschbar klang, sind die 12 neuen Tracks noch ein gutes Stück pointierter geschrieben. Nach einem melodischen Intro lässt Dinosaurs erstmal die eigene Kinnlade nach unten klappen derart rüde und zugleich hochmelodisch haben FINAL FIGHT noch nie geklungen. Mit dem straighten Hidden wird der Melodie-Regler erst mal zurückgefahren, der Energie-Regler hingegen bis zum Anschlag aufgedreht. Wenn beim Tanzpart am Ende des Songs Live nicht komplett die Post abgeht, dann weiß ich auch nicht. Zwar streut die Band auch immer wieder perfekt sitzende Tempo-Wechsel ein, das Energie-Level bleibt aber bis zum Schluss konstant am oberen Limit. Songs, wie Machines, Bought (Out), Detox, , Exhausted, Trust The Shark oder aber Anagnorisis glänzen allesamt mit Wut, Melodie und viel Gespür für Eingängigkeit. Einzig Day 53 kokettiert für meinen Geschmack zu sehr mit Modern-Hardcore Klischees. Düster, langsam und mit viel Verzweiflung angereichert lässt der Song für knappe drei Minuten das Stimmungsbarometer ein wenig herabfallen ich finde, FINAL FIGHT steht das schnelle und kraftvolle Song-Korsett deutlich besser. Das beweisen nicht zuletzt T.S. und das hymnenhafte Rage (beide bekannt von der Split mit LLT). Besonders letzterer Song ist in Sachen Hit-Potenzial kaum zu toppen und hätte auch Bands wie STAY GOLD, ESTEEM, TURNING POINT oder den SINKING SHIPS zur Ehre gereicht.
Während viele Genre-Kollegen von FINAL FIGHT denken zu scheinen, dass ein bisschen Wut und Melodie ausreichen, um zu begeistern, demonstriert die Band auf beeindruckende Weise, wie es wirklich geht: mit zwölf Songs, die vor allem eines tun ZÜNDEN.