Plattenkritik

Flatfoot 56 - Toil

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Release Date: 24.07.2012
Datum Review: 09.07.2012

Flatfoot 56 - Toil

 

 

Adrett gekleidet Fahrradfahren. Mit einem vollen Fass Schiesspulver im Wohnzimmer sollte ein Haufen thekenerprobter Dudelsackpunks doch eigentlich andere Gedanken hegen. Aber der erste Eindruck zählt. Und Anstrengung fordert der Lebensalltag auch pulverlos genug. Jener dieses aufgeweckten Midwest-Quartetts sicherlich noch mehr. Da kommt eine gesunde Abkühlung gerade Recht: Vielleicht ein Winter in Chicago. Oder für den Anfang zumindest ein tapferer Ventilator.


Das Fass zum überlaufen bringt der schmale Grad des keltisch infizierten Punkrocks nicht erst seit den DROPKICK MURPHYS oder FLOGGING MOLLY. FLATFOOT 56 sind mit „Toil“ ebenso bereits bei Album Nummer vier angekommen – und zerren die Sparte Distortion und Mandoline mit Songs wie „Take Hold Again“ oder dem eröffnenden „Brother, Brother“ von der dunkelsten Ecke der Bar auf die Mitte der Tanzfläche. „Black Thorn“ konnte vor knapp eineinhalb Jahren vielen Zweifeln den Hintern entgegen- und seine Fühler mit Zutun von Johnny Rioux (STREET DOGS) in diverse Richtungen ausstrecken – also lag die Arbeitsweise auf der Hand. „Toil“ erscheint nun etwas gesetzter in sich, vom klassischen Pubcrawl-Niveau bei „I Believe It“ gibt es räudige Platzierungen wie „Live Or Die Trying“ die eher konventionell hinter „Black Thorn“ herschauen.
FLATFOOT 56 aber betteln nicht um ihren Platz unter der Folkpunksonne, sie erarbeiten ihn weiter diszipliniert. „Toil“ holt dafür die Akustikgitarre aus dem Koffer, „The Rich, The Strong And The Poor“ lieber das Herz aus dem Ärmel. Der Anstrich von Produzentenseite schimmert großzügig durch „Terrorizing Truth“ – und wird dennoch mehrmals runderneuert.

FLATFOOT 56 scheinen einiges von dem Potential, mit dem sie auf „Black Thorn“ ungefragt Felle, Saiten und Planken zermürbten gegen Bedienungsanleitungen und Konzeptbibeln getauscht zu haben. Beim Durchlesen und der darauffolgenden Nachahmung geben sich die Brüder Tobin und Kyle Bawinkel sowie Justin Bawinkel, McMahon und Brandon Good Mühe was eingängige Sing-A-Long-Charakterstärke anbetrifft („Strongman“), genauso hinterlässt das aber auch mal plätschernde Momente – wie das trocken tänzelnde „Winter In Chicago“.
Auf der einen Seite also lodert das besagte Fass, auf der anderen die schicke Melone. Macht unterm Strich knapp vierzig Minuten voll lohnender Momente, die „I´ll Fly Away“ abschließend alles andere als pulverlos auf den Punkt bringt.

Trackliste:

01. Brother, Brother
02. The Rich, The Strong And The Poor
03. I Believe It
04. Take Hold Again
05. Toil
06. Live Or Die Trying
07. Work For Them
08. Terrorizing Truth
09. Strongman
10. 6’10”
11. This Time
12. Winter In Chicago
13. I’ll Fly Away

(Das Album erscheint zunächst als CD/LP/digital via Paper & Plastick für die USA, in Europa dann später zusätzlich über People Like You!)

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Moppi

Autoren Bio

Alt, langweilig, tierlieb.