FLYKTPUNKT sind bis jetzt unterbewertet und unscheinbar. Vielleicht bleiben sie das auch. Aber wenigstens jeder sollte man ihnen eine Chance geben. Man wird belohnt mit textlicher Finesse, Eingängigkeit und der nötigen Härte.
FLYKTPUNKT kommen aus Berlin, haben sich irgendwann vor drei oder vier Jahren gegründet und sind ziemlich umtriebig. Die Mitglieder waren oder sind bereits bei zahlreichen anderen Bands aktiv geworden, darunter z.B. die derzeit gefeierten SOULGROUND oder die inzwischen leider aufgelösten AT DAGGERS DRAWN. Was FLYKTPUNKT aber jedem, nennen wir es - ‚Hype‘, voraus haben ist die Nachhaltigkeit ihrer Songs und deren Texte.
„Du hältst nur fest, was bricht“ heißt die Debüt-LP, die dieser Tage auf My Favourite Chords erschien. Der Titel sagt eigentlich schon alles aus. Nichts, wirklich gar nichts ist gut. Und nichts, wirklich gar nichts was dir lieb ist wird lange bei dir sein.
„Jimmy G.“ ist ein geisteskrankes, schizophrenes Manifest, „Zwei Falter in zwei Lampen“ das Eingeständnis an jeden selbst: „Egal wer hier gewinnt, ich bleibe der Verlierer.“ - Während „Vom Auf und vom Opfern“ die Biografie einer längst kaputten Beziehung beschreibt, entwickelt sich am Ende des Liedes nahezu hymnischer Tiefgang. Hätte so noch 3 Minuten weitergehen können.
Was im ersten Moment nach den derzeit umtriebigen und üblichen Deutschpunk-Bands klingt, führt auf falsche Fährte. Textlich bietet „Du hältst nur fest, was bricht“ großartige Neu-Interpretationen von üblichen (Songtext)-Themen wie Liebe, Selbsthass oder Tristesse und Songs zwischen Eingängigkeit und der nötigen Härte.
Was fehlt, das ist Live-Präsenz auch außerhalb von Berlin und der Mut, etwas zu wagen. Flyktpunkt könnten groß werden, das liegt allerdings in erster Linie in der Hand der Konsumenten. Die Musiker haben getan, was sie tun sollen. Abliefern auf hohem Niveau, nämlich.