Plattenkritik

Flyleaf - Between The Stars

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Release Date: 31.10.2014
Datum Review: 01.02.2015

Flyleaf - Between The Stars

 

 

Ein Wechsel am Mikrofon ist nicht immer die leichteste Aufgabe, die es als Band zu bewältigen gilt. Wenn die Nachfolge stimmlich mehr zu bieten hat und auch gestandener daher kommt, sollte dies bis auf die üblichen Nörgler niemanden stören. Ist die Musik aber von einer nahezu beängstigenden Belanglosigkeit, kann die Neue mit noch so vielen Facetten glänzen – in Summe bleibt unterm Strich dann nur leichte Kost mit wenig Nähr- oder Brennwert.

Dabei sind doch die Vorzeichen durchweg positiv zu bewerten und alle Voraussetzungen gegeben – glaubt man der hochtrabenden formulierten Presseinfo. Diese spricht von “...harten, teils hypnotischen Soundlandschaften...“. Schade nur, wenn sich der Konsument am Ende der Nahrungskette wieder einmal der abschliessenden Frage stellen muss, ob der kreative Kopf dieser begleitenden Zeilen jemals auch nur einen Song von der präsentierten Langrille gehört hat. Vielleicht war es aber auch einfach so, dass die Masse an Songs (18 Tracks!) schlichtweg für nicht näher zu diagnostizierenden Schwindel sorgte, der durch den einlullenden, weil doch sehr plätschernden Sound des texanischen Quintetts noch bis zur völligen Orientierungslosigkeit verstärkt wurde und letztlich den kompletten Verlust an Realitätssinn zu verantworten hat.

Sicher, FLYLEAF wissen wie man leichtes, dezentes Songwriting zelebriert und dieses dann von der neuen Dame am Mikrofon namens Kristen May veredeln lässt. Und der bisherige Erfolg in ihrer nunmehr vier Alben umfassenden Karriere gibt ihnen doch auch recht, oder? Immerhin stehen auf der Haben-Seite Platin-Auszeichnungen und Chartplatzierungen, sowie Auftritte im Vorprogramm von Größen wie...Halt! Stopp!!! War da nicht was? Ach, stimmt ja, es ist ja mittlerweile gar kein Geheimnis mehr, dass sich Bands bei größeren Acts als Support einkaufen und ja, auch das Märchen um die Chartplatzierungen ist genau so eine Mogelpackung, hat doch eine Platin-Veredelung nicht zwingend etwas mit Qualität zu tun.
Aber gut, die seriös recherchierende Regenbogenpresse und deren Ableger in den PR-Agenturen reiten eben gerne auf solch scheinbaren Erfolgen herum und werden des Zitierens selten müde. Stört nicht weiter, ist bis zu einem gewissen Grad auch nur eine Frage der erträglichen Gewohnheit.

Was aber befremdlich wirkt, ist das selbst gewählte Genre. Hier wird der große Begriff Post-Grunge in einem Maße strapaziert, dass es das Nervenkostüm eines Normalsterblichen in Sachen Toleranz und Akzeptanz völlig überfordert. Jegliches Nackenhärchen richtet sich bei der tonalen Vergewaltigung der vermeintlich stil- und sinnstiftenden Bezeichnung Grunge auf. Denn FLYLEAF sind auch mit viel Nachsichtigkeit betrachtet nicht mehr als SILBERMOND mit englischen Texten. Wofür auch Leidenschaft und Zeit in musikalische Raffinesse verschwenden, wenn das poppige Soundgewand mit seicht-rockigen Anleihen auch ohne auskommt und hinsichtlich Plattenverkäufe bestens funktioniert. Eben. Bei FLYLEAF den Grunge zu suchen ist wie bei PARAMORE den Alternative-Rock entdecken zu wollen; nichts als sinnlose Zeitverschwendung!

Oberflächlich betrachtet scheinen zwar auf der vierten Langrille von FLYLEAF durchaus einige Songs das berüchtigte Hit-Potential mitzubringen, allerdings fehlt es an tiefgründiger Nachhaltigkeit. So verweilen Tracks wie „Magnetic“ oder „Platonic“ kurzfristig in den Gehörgängen und laden sogar zum Schunkeln oder sanftem Kopfwippen ein, trotzdem läuft die Frisur nie Gefahr durch allzu extatische Zuckungen ruiniert zu werden.

Tracklist:
1.Set Me On Fire
2.Magnetic
3.Traitor
4.Platonic
5.Head Underwater
6.Sober Serenade
7.Thread
8.Marionette
9.Well Of Lies
10.City Kids
11.Blue Roses
12.Home
13.Avalanche
14.Ship Of Fools
15.Tied To Be Broken (Demo)
16.City Kids (Live)
17.The Hunted (Bonus Track)
18.The Wedding (Bonus Track)

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Markus L.

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Wenn mich interessieren würde, was andere über mich denken, könnte man sicherlich mit mir über meine Einstellung und den ganzen Bla diskutieren. Tut es aber nicht, ergo kann man es sich auch ersparen. Beratungsresistent eben!