Wenn man es möchte, dann kann man nahezu alles auf zwei Extreme herunterbrechen. Gut und schlecht. Schön und hässlich. Freund und Feind.
Geht es um Musik und lässt man mal all den technischen Kram, all diese unsinnigerweise als „objektiv“ betitelten Nebensächlichkeiten außer Acht, dann gibt es nur Gefallen und Nicht-Gefallen als mögliche Attribute. FRITTENBUDE gefallen mir. Das war nicht immer so. Zu Zeiten ihres ersten Albums wendete ich mich noch mit Grausen ab. Zu geplant, zu kalkuliert und letztlich zu sehr nach Schema F klang das alles für mich. „Mindestens in 1000 Jahren“ würde mir das nicht gefallen können, da war ich mir sicher.
Dann allerdings kam das Audiolith-Fest in München und mit ihm die große Überraschung. Live kickt das Ganze ungemein. Von vorkonzipierter Einheitskost war meilenweit nichts zu spüren, stattdessen standen da ein paar Herren auf der Bühne und feierten sich und das Publikum auf denkbar charmante Art und Weise, während die Bässe nur so durch die Hallen wummerten. Stillhalten? Unmöglich. Das Eis war gebrochen.
Nur auf Platte, da konnten mich FRITTENBUDE nach wie vor nicht wirklich kicken. Ein Problem, das auch so manch anderer Truppe aus dem Audiolith-Umfeld gemein ist. Nun also „Katzengold“ und Versuch Nummer zwei. Und siehe da: es klappt auch aufgenommen. Richtig, richtig gut sogar.
Machen wir uns nichts vor: alles auf FRITTENBUDEs Zweiter schreit nach den großen Hallen, nach Tausendschaften an Zuhörern, summa summarum schlichtweg dem großen Durchbruch. Die Mittel, die zu dieser Erkenntnis führen sind auch alles andere als subtil. Es kracht und donnert, wie es die musikalisch durchaus artverwandten DEICHKIND nie hingekriegt haben und wohl auch nie hinkriegen werden. Die Beine stillhalten wird angesichts von Songs wie dem Opener „Onychetomy“ zum Ding der Unmöglichkeit. Mit einer irrsinnigen Kraft und auf denkbar dicksten Sound aufpoliert schlagen einem Phrasen wie „Pünktlichkeit ist eine öde Tugend/wie die Schönheit/wie die Jugend“ um die Ohren, wummern die Bässe und bratzen die Synthesizer. Nein, Subtilität ist die Sache der Münchener nicht unbedingt.
Soweit, so Oberflächenspaß. Warum aber „Katzengold“ auch im hermetisch abgeriegelten Feld des Kopfhörerkonsums funktioniert, das ist der große Trumpf dieser Platte. Inmitten all dem exaltierten und zuweilen auch gewollt platten Gestampfe finden sich mehr Zwischentöne und lyrische Spitzfindigkeiten, als man anfangs annehmen würde. Nicht jeder Song drückt von Anfang bis Ende auf die Tube, stattdessen wird das Gas gelegentlich zurückgefahren, um in Songs wie dem so simpel wie großartig getexten „Seifenblase“ geradezu konventionellen, dafür umso wirkungsvoller eingesetzten klassischen Pop-Strukturen Platz zu machen, die dafür sorgen, dass sich in naher Zukunft wohl sehr viele Menschen auf diese Band einigen werden können, ohne dass sich irgendjemand dafür schämen müsste.
Wenn es letztlich nur um gut und schlecht geht, dann sind FRITTENBUDE mit ihrem zweiten Album definitiv auf der hellen Seite der Macht. Ab durch die Decke mit denen!
Tracklist:
01. „Onychectomy“
02. „Unkenrufe“
03. „Schandenschmuck“
04. „Und täglich grüßt das Murmeltier“
05. „Ob es reicht sie zu finden“
06. „Durch den Wind“
07. „Vom Fliegen“
08. „Fetter als gelb“
09. „Jetzt ist der Moment“
10. „2 + 4 = 0“
11. „Katzengold“ (feat.Flicke & Ira Atari)
12. „Seifenblase“
13. „Ein Mensch rennt“
14. „Bilder mit Katze“