Solange im amerikanischen Alltag nicht wenigstens ein Hauch Gerechtigkeit zu sehen ist, haben GOOD RIDDANCE alle Haende voll zu tun. "Thoughts And Prayers" ist nicht nur vom Titel her klar mit der Mission von Russ Rankin und Co gleichzustellen.
Waehrend die Mitte der Achtziger Jahre in Santa Cruz gegruendete Band zum neunten Male auf Albumlaenge austeilt, muss quasi nichts im Hause GOOD RIDDANCE neu erfunden werden: Die beinahe ausnahmslos viel zu seeleruhig klingende, aber praesente Stimme Rankins gepaart mit glasklaren Gitarrenriffs, drueckende Basslines und ein preschendes, pfeilschnelles Schlagzeug bilden "Pox Americana" oder "Rapture" zu melodischen Protestsongs im Mittelfeld von STRIKE ANYWHERE und BAD RELIGION aus. "Don't Have Time" und das darauffolgende "Our Great Divide" sind lebendige Antworten auf etwa "Ballads Of The Revolution" und leben vor allem von der straffen Art und Weise, mit der die Kalifornier an ihr Songwriting gehen. So liefert "Wish You Well" die Summe der Eigenschaften, fuer die GOOD RIDDANCE ihren Surfpunk-Kreuzzug auch nach ueber zwanzig Jahren noch berechtigt und erfolgreich antreten: Sonnige Hooklines ueber groesstenteils schwer bewoelkten Inhalten. "Fixated entropy too far gone to be / a consolation meant to be for show / When it finally breaks your heart where will you go?" fragt "Who We Are", bevor "No Safe Place" mit seinem eher melancholischen als aggressiven Gemuet einen angenehmen Kontrast schafft. Stichwort "aggressiv": Nur weil die Band gekonnt oefter den Fuss vom Gas nimmt, heisst das noch lange nicht dass Rankin sich in Floskeln oder Wischwasch suhlt. Der Songwriter und Hockey-Scout weiss, wovon er spricht und wie er seine Zweifel und seine Ansichten zum Ausdruck bringt. Vitale Beweise dafuer sind "Precariat" oder "No King But Caesar".
Auch auf spanisch klingen die Kalifornier noch immer nur nach sich selbst ("Lo Que Sucede"), und dank "Requisite Catastrophes" verliert "Thoughts And Prayers" keinesfalls an Momentum oder Dynamik. GOOD RIDDANCE erklaeren den Feind zum Feind und hetzem jenen die volle Armee an Hardcorepunk-Soldaten auf den Hals, so dass am Ende - in vertrauter Ami-Manier - nur noch "Thoughts And Prayers" helfen duerften.