GRAVE DIGGER sind nicht nur eine der dienstältesten Heavy-Metal-Bands Deutschlands, sondern auch eine der verlässlichsten. Sprich, auch wenn es mal kleinere Ausreißer nach oben oder unten gibt, wer die Musik der Truppe grundsätzlich mag, kann mit dem Kauf des jeweils neuen Albums eigentlich nicht viel falsch machen. An dieser Faustregel ändert sich auch im vierzigsten (!) Jahr des Bestehens nichts, und auch wenn die Feierlichkeiten zum Jubiläum leider aus gegebenem Anlass erst nächstes Jahr stattfinden können, so liefern Chris Boltendahl und seine Mannen trotzdem pünktlich ab.
Eine kleine Besonderheit stellt das neue Album der Totengräber allerdings schon dar, denn mit "Fields Of Blood" kehren GRAVE DIGGER nun bereits zum dritten mal in die schottischen Highlands zurück und machen die Trilogie damit voll. Wer die Band wie ich seinerzeit mit "Tunes Of War" kennengelernt und liebgewonnen hat, wird also schon beim obligatorischen Dudelsack-Intro einen Anflug von Nostalgie verspüren. "All For The Kingdom" steigt dann auch ganz typisch als gradlinig treibende Heavy-Metal-Nummer mit hymnenhaftem Refrain ins Album ein und lässt wie immer keine Zweifel darüber offen, wer hier am Werk ist. In der Folge gibt es die übliche Mischung aus eher speedigen Material wie "Union Of The Crown" oder "My Final Fight", Stampfern wie "The Heart Of Scotland" und "Barbarian" und hymnischem Stoff wie "Freedom" oder dem Titelsong, der sich zwischen beide Stühle setzt.
Mit "Thousand Tears" gibt es außerdem wieder eine Ballade, bei der Noora Louhimo von den finnischen Abba-Metallern BATTLE BEAST als Gastsängerin mitwirkt. Der Song zählt zwar nicht unbedingt zu den Highlights des Albums, doch auch wenn natürlich ein wenig geschmachtet wird, so schaffen es GRAVE DIGGER zumindest, nicht kopfüber in den Schmalztopf zu fallen. Man ist außerdem immer wieder überrascht, dass Reibeisen Chris Boltendahl, der mit Sicherheit nicht zu den Goldkehlchen im Metal-Zirkus zählt, durchaus eine recht angenehme Singstimme hat. Für GRAVE-DIGGER-Verhältnisse leicht ungewöhnlich kommt außerdem "Lions Of The Sea" daher, welches im Refrain einen nahezu beschwingten Seeräuber-Flair verbreitet, dabei aber nicht etwa nach RUNNING WILD oder gar ALESTORM tönt, sondern immer noch zu 100% nach GRAVE DIGGER. Chris Boltendahl dazu im lapidaren O-Ton: Das ist halt auch ein Seefahrer-Song, da musste man halt "Ohohoho" machen!
Man kann also abschließend festhalten: GRAVE DIGGER sind GRAVE DIGGER sind GRAVE DIGGER. Großartige Überraschungen gibt es nicht, dafür gewohnt solides Echtmetall und ein Album, welches die deutsche Institution nach dem etwas schwächeren "The Living Dead" wieder in erstarkter Form zeigt. "Fields Of Blood" kommt zwar wie schon "The Clans Will Rise Again" nicht an "Tunes Of War" ran, bei Klassikern wie "Rebellion", "The Bruce" oder "The Dark Of The Sun" ist das aber auch keine Schande. Zum alten Eisen gehören GRAVE DIGGER jedenfalls noch lange nicht.