Doktor der Wissenschaften und des Punkrock ist GREG GRAFFIN und sollte dies auch bleiben. Schon lange hat der in Wisconsin geborerene Frontmann nicht mehr so unaufregend geklungen wie auf "Millport".
Als inspirierende Hintergruende fuer sein drittes Album erlaeutert der hauptberufliche "PhD" und BAD RELIGION-Saenger die "Roots" seiner ersten eigenen musikalischen Erfahrungen - und wuehlt tief in traditionellem Country, Ur-Folk der 30er und 40er Jahre sowie klassischem Americana. Powerchordbarde goes Wandersmann, Versuch XY. "Too Many Virtues" oder der Titelsong klingen irgendwie schmal und gelangweilt, ohne Seele und Dynamik. Zu "Backroads Of My Mind" meint man eine BAD RELIGION-Hookline in Zeitlupe raushoeren zu koennen. "Time Of Need" versucht sich an Gospel, aber erstickt in sanfter Banalitaet. “Amen – no religion can help this time of need” - na gut, dennoch findet der Song zwischen Pianopop und Traditional keinen Halt.
"Making Time" hingegen koennte glatt im modernen Countrypopradio laufen, so unschuldig, platt und entspannt kommt der Song daher. Banjo, Fidel, weiches Schlagzeug (SOCIAL DISTORTION's Dave Hidalgo Jr gibt sich erneut die Ehre) - somit sind die spannendsten Momente auf "Millport", dem dritten Soloalbum Graffin's gesetzt. "Echo On The Hill" stompt sich in OLD MAN MARKLEY-Manier durch seinen Titel und beweist: Es gab schon schlechtere Countrysaenger als GREG GRAFFIN. Aber eben auch viele bessere. Zwei Songs spaeter ist der Spuk bereits vorbei - etwaige Erinnerungsmomente liefert "Millport" kaum. Fuer einen gezwirbelten Rueckblick in Kindheit des jungen GRAFFIN reichen die zehn Songs aus - danach moechte man schnell wieder zu "Suffer" greifen und diverse Wuerden retten, beziehungsweise Wunden stillen. Jene von GREG GRAFFIN zum Beispiel. Vor allem aber die eigene.