GWLT? Ist das der rüpelhafte kleine Bruder von KMPFSPRT? Nee, nicht ganz. GWLT, das ist deutschsprachiger Crossover mit eingestreuten Raps und deutlicher Hardcoreschlagseite aus München. Das ist jetzt nichts total Außergewöhnliches, gab es früher auch schon, von SUCH A SURGE zum Beispiel. Aktuell hört man sowas aber tatsächlich nicht mehr ganz so oft, es hat sich in den vergangenen Jahren ziemlich ausgecrossovert. Daher finde ich es allein schon aus Nostalgie dufte, dass mal wieder jemand mit so einer Mischung um die Ecke kommt.
Los geht es mit "Die Grundmauern der Furcht", rein musikalisch ein ziemlich straighter, aber eben auch recht typischer Hardcorestampfer. Aus dem Durchschnitt herausgerissen wird die Nummer dann allerdings von Fronter David, der mit seinem markanten Organ für ordentlich Stimmung sorgt. Der Bursche kann was: pfeilschnelle Raps, rauer Sprechgesang, vereinzelt eingestreuter Klargesang und Lou-Koller-Gedächtnis-Shouts, hat er alles im Angebot, macht er super. Textlich gibt man sich betont gesellschaftskritisch, zwar wesentlich weniger subtil als es der Songtitel suggerieren will, aber auch nicht so plakativ wie es der Bandname befürchten lässt. So geht es Stammtischbrüdern und dem deutschen Alltagsrassismus an den Kragen, die Message kann man absolut unterschreiben und die Thematik bleibt ja leider aktuell
"Ruhe & Frieden" ist dann eine schnelle No-Bullshit-Hardcorenummer; geht ordentlich nach vorne, kann aber auch keine Akzente setzen. Das folgende TON-STEINE-SCHERBEN-Cover "Macht kaputt was euch kaputt macht" passt nicht nur lyrisch gut ins Konzept der Band, man könnte auch fast meinen, Rio Reiser und Konsorten hätten die Nummer damals mit Gangshouts und einer tobenden Hardcore-Meute im Hinterkopf geschrieben. Macht Laune und animiert zum Faust hochreißen und Mitgrölen.
Danach gibt es den Titelsong nochmal in einem Remix, der sich eigentlich nur durch den Gastbeitrag von Rapper MANIAC vom Original unterscheidet, sowie in einer reinen Instrumentalversion. Solche Gimmicks kann man sich meiner Meinung nach auf einer EP sparen, das hört man sich vielleicht einmal an und danach nie wieder. Bei einer Spielzeit von insgesamt knapp 13 Minuten wirkt es ein wenig so, als wolle man die ohnehin schon kurze Laufzeit mit Füllmaterial verdoppeln.
Nach vier viel zu kurzen EPs und gefühlt mehr Musikvideos als Songs im Petto wird es jetzt langsam mal Zeit für ein Album der Bayern, dieses steht uns mit "Stein & Eisen" aber auch hoffentlich bald ins Haus. GWLT zeigen nämlich durchaus großes Potential, leider rauscht selbiges bei der bisherigen Veröffentlichungspolitik der Band ein wenig an einem vorbei. Bleibt also abzuwarten, wie sich die Herren auf Albumlänge schlagen. Die darf dann aber bitte auch mehr als 30 Minuten Spielzeit betragen.