Plattenkritik

GWLT - Ohne Anfang Ohne Ende

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Info

Release Date: 11.10.2013
Datum Review: 13.10.2013

GWLT - Ohne Anfang Ohne Ende

 

 

Anno 2013 gewinnen sicherlich kaum noch Musiker einen Echo für den innovativsten Bandnamen. Ähnlich sieht es bei wirklich mitreißenden Marketingkampagnen aus, zumal hier meist ein ungeschriebenes Gesetz gilt: je exklusiver und ausgesuchter die Kampagne, desto beliebiger und austauschbarer meist das beworbene Produkt. Manchmal sprechen böse Zungen sogar von musikalischem Fast-Food. Nährwerte? Vergebliche Liebesmühe.

Nun wurde ich also auserkoren, fühle mich gehuldigt und gewürdigt. Endlich bin ich Teil einer Marketingkampagne. Dafür habe ich unbeschreiblich viele Jahre mit Hingabe meine Seele prostituiert und mich dem Bösen öfters als einmal auf dem goldenen Tablett serviert. Und nun endlich darf und soll ich abliefern. Punktlandung.

Ich bin also begeistert und im gleichen Zug leicht bis schwer am Sicken. Tagtäglich flattern hochkarätige Demos in meinen Briefkasten von talentierten Bands, die sich ihren Allerwertesten abspielen und Stammkunde bei ihrem heimischen Postamt sind. Das Einzige, was denen fehlt: der richtige Kontakt. Die wichtige Beziehung.

Hier schliesst sich also der Kreis und wir kommen zu GWLT. Der Fünfer aus München hat sich dem Crossover verschrieben. Wer jetzt anfängt zu gähnen, ist nicht ganz fair. Gegründet irgendwann im Juni 2013 hat es jetzt die erste EP “Ohne Anfang Ohne Ende“ in die digitalen Stores geschafft. Drei Tracks, zusammen knapp über zehn Minuten Spielzeit. Im Gegenzug ein Aufriss, fast schon ein Hype. Verhältnismäßigkeit? Fehlanzeige.

Doch lasst uns zur Mucke kommen, schliesslich soll diese ja im Mittelpunkt stehen. Auf dem Speiseplan der Imbissbude steht also Crossover und das durchaus mit einem Typen am Grill, der zweifellos flowen kann. Ist das SAMY? AZAD? Ja, genau so hört sich David nämlich in den ruhigeren Parts an. Aber auch nur da, denn ansonsten gibt’s eine sehr eigenständige und gefällige Darbietung seines Könnens. Textlich weiß die junge Truppe auch durchaus zu gefallen, denn anstatt vom letzten Saufgelage mit den Kumpels zu erzählen oder sich damit zu brüsten, welche Bitch man bei der letzten Hustlerparty abgeschleppt hat, gibt’s hier sehr politisches Gedankengut zum Besten. Thematisch werden unser aller Freunde in den schicken blau-weißen Autos behandelt, aber auch unsere werten Volksvertreter und ihre Sperenzchen. Das System ist ohnehin als Feind schon lange identifiziert, ergo wird in “Schritt für Schritt“ kurzer Prozess gemacht und der Aufstand angezettelt.
Aufstand? Nein, denn mit Plump haben die Texte nichts gemein, auch sinnfreie Phrasendrescherei sucht man hier vergebens. Vielmehr wollen GWLT zum Nachdenken und Aufstehen animieren, denn sie wissen, wir alle sitzen nur zu gern faul auf der heimischen Couch und suhlen uns in unserer selbstgefälligen Untätigkeit.

Untermauert werden die deutschen Lyrics mit einem punkig metallischen Soundgewand mit straighten Riffs und mitreißend groovenden Drums. Das geht eigentlich auch kurzweilig recht gut ab, überdauert nur leider aufgrund fehlender Nuancen und Akzente kaum mehr die Spielzeit dieser EP. Das ist bedauerlich, zum Einen, weil ich durchaus glaube, dass die Jungs ihre Instrumente durchaus beherrschen, zum Anderen weil dadurch auch die Halbwertszeit der Messages auf ein fast schon sträfliches Minimum herabgesetzt wird.

Was bleibt, ist ein Tipp. Schliesst Euch für das Album lieber noch eine Weile im Proberaum ein und feilt an Eurem Sound, verpasst diesem Akzente und lasst auch den Gitarren etwas Spielraum, das erzeugt Spannung und nicht nur Reibung. Denn die Marketingkampagne für's bereits in den Startlöchern befindliche Album kann noch so dick und begeisternd sein, wenn am Ende nur eine Platzpatrone verhallt, habt Ihr und die Hörer nix gewonnen.


Tracklist:
1.Schrecksekunde
2.Krrk! und Frieden
3.Schritt für Schritt

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Markus L.

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Wenn mich interessieren würde, was andere über mich denken, könnte man sicherlich mit mir über meine Einstellung und den ganzen Bla diskutieren. Tut es aber nicht, ergo kann man es sich auch ersparen. Beratungsresistent eben!