Seit zehn Jahren machen Gallows die Bühnen unsicher und haben sich trotz einiger Besetzungswechsel zu einer festen Größe in der Hardcoreszene etabliert.
Mit „Desolation Sounds“ steuern sie aber zur Überraschung vieler Fans auch andere Ufer an und erweitern ihr Genrespektrum um einiges aus.
Anmutig, elegant und majestätisch präsentiert sich der Opener „Mystic Death“. Langsam wird Spannung aufgebaut bevor Wades kratzige Stimme einsetzt. Der Song ist eingängig und lädt zum Mitwippen ein - ein solider Start, den Gallows mit der neuen Platte hinlegen. Mit der nächsten Nummer, „Desolation Sounds“, liefern die Jungs gleich wieder eine Überraschung. Wade singt - und das hört sich auch gut an! Der Song rockt zwar, haut einen aber nicht weg. Der Ausbruch fehlt. Etwas mehr als zwei Minuten wartet und hofft man, dass Gallows nun richtig aufdrehen, doch die Energie bleibt stets auf einer Ebene und lässt den Hörer ein wenig enttäuscht zurück.
Doch Entwarnung an alle, die nun denken, dass die Jungs dem Hardcore den Rücken zugedreht haben. Songs wie „Leviathan Rot“, „93 93“ oder „Leather Crown“ beweisen eindeutig, dass sie immer noch Meister ihres Faches sind.
Mit „Desolation Sounds“ nehmen Gallows die Chance wahr, sich künstlerisch auszuprobieren. Gelöst von den Vorgängeralben, frei von Meinungen und Erwartungen Außenstehender, spielen sie Musik, die ihnen einfach gefällt. Mit „Bonfire Season“ feiern sie diese neue Freiheit. Lack, Leder und Peitschen dominieren im dazugehörigen Musikvideo und geben dem Ganzen einen Hauch von fesselnder Erotik. Passend wird diese Atmosphäre von den rhythmischen Klängen umspielt, die einen in die 90er zurückversetzen.
„Cease To Exist“ ist die Ballade des Albums. Wades rauchige Stimme harmoniert mit den langsamen, ruhigen Klängen und die Lyrics treffen genau ins Schwarze.
Dennoch: „Desolation Sounds“ lässt mich ein wenig ratlos zurück. Ich habe ein Hardcore Album erwartet aber stattdessen servieren Gallows von jedem Genre ein bisschen. Rock, Metal, Punk - hier ist jeder bedient. Mit dem neuen Album sprechen die Jungs auf jeden Fall ein breiteres Publikum an. Es ist grundsätzlich gut, dass eine Band sich ausprobiert und nicht in einem Stadium verweilt. Dennoch ist „Desolation Sounds“ im Vergleich zu den Vorgängern enttäuschend. Es fehlt der rote Faden, der alles zusammenhält und eine Geschichte erzählt. Man hat das Gefühl, dass die Jungs ins Studio gegangen sind und einfach das gespielt haben, was ihnen gerade in den Sinn gekommen ist. In den Songs dominieren ruhige, atmosphärische Parts, die auf Dauer jedoch zu eintönig werden. Man wartet darauf, dass die Jungs irgendwann explodieren und richtig loslegen, eigentlich etwas, wofür Gallows bekannt sind, doch diesen letzten Schritt gehen sie in „Desolation Sounds“ nicht . Etwas mehr rohe Energie und weniger Experimentierfreude hätte dem Album sicherlich besser gestanden.