„Antihero“ - das ist der Song mit dem ich GOD FORBID bislang in Verbindung brachte. Hätte ich nicht gewusst, was ich da in meinem CD Player liegen habe, wäre ich wohl bei dem Opener „Don´t Tell Me What to Dream“ nicht darauf gekommen, dass sich hinter dieser schleppenden Soundwand der Fünfer aus dem US-amerikanischen New Jersey versteckt. Erst mit den folgenden Songs wie „My Rebirth“ oder „Scraping The Walls“ lassen dann die Handschrift des Quintetts erkennen, wobei eine eindeutige Steigerung des bisherigen Potentials zu erkennen ist.
„A Few Good Men“ oder „Overcome“ sind brachiale Metal-Bolzen á la GOD FORBID carte, jedoch sind die Soli noch besser geworden, der Bass schön nach vorne gemischt und die Band lässt viel mehr Raum für Melodien, die bei Songs wie dem epischen „Equilibrium“ vom klaren Gesang kommt. Der ist zwar als effektiver Kontrast eingesetzt, ist in den meisten Songs aber eher doch als durchschnittlich zu bewerten. Dennoch verfehlt er seine Wirkung nicht und rundet Stücke wie „This Is Who I Am“ ab, die im Gegensatz zu Abrissbirnen wie „Cornered“ stehen. Überhaupt bestechen viele der neuen Songs durch ein gemäßigteres Tempo, was den schnellen Parts sehr zuträglich ist.
Auch die Gitarren die mal im klassischen IRON MAIDEN Riffing gehalten sind, dann aber auch wieder an SLAYERs Disharmonien erinnern, tragen viel zu dem facettenreichen Sound bei. Byrons Gesang war für meine Begriffe noch nie besser und auch das Drumming hat tatsächlich noch einen drauf gelegt.
Wenn man die DVD „Beneath the Scars of Glory and Progression“ gesehen hat, kann man wohl nicht umhin eine gewisse Sympathie für GOD FORBID zu hegen. Gehören die Mannen doch leider Gottes zu den Bands, die sich nie an die Spitze der Metalcore Bewegung erheben, noch ganz von ihr lösen konnten. Während KILLSWITCH ENGAGE oder ALL THAT REMAINS sich globalem Bekanntheitsgrad erfreuten, strauchelten GF immer wieder über diverse Stolpersteine und immer wieder schrammten sie am Existenzminimum entlang. Doch aufgegeben haben sie ihre Band nie und genau das ist es, was der Hörer auf „Equilibrium“ zu hören bekommt. Durchhaltevermögen, dass an den Biss eines Pitbull-Terriers erinnert. Und genauso kraftvoll verankern sich die Kiefer des mächtigen Arrangements in Hammer, Amboss und Steigbügel meiner Ohren und ich bekomme die Platte nicht mehr aus dem Kopf. Zu druckvoll die Platte, zu bestechend sind die Songs.
Schwachstellen gibt es wenige. Diese sind aus meiner Sicht beim Gesang zu finden (die Rede ist von den cleanen Vocals; Melissa Cross hat dem Shouting von Byron einen großen Dienst erwiesen). Außerdem erinnern mich einige Songstrukturen immer noch an die Jahre 2007/2008 in denen Bands wie AS I LAY DYING, und andere, Alben veröffentlichten, die genauso klangen, wie ein Großteil der Bands hieß. Die Rede ist von klassischen Blast, Breakdown, cleaner Gesangsteil, Blast, Schluss Aufbauten. Doch davon gibt es auf „Equilibrium“ zum Glück nicht all zu viele und wenn, sind die meisten gut in die Songs eingewoben und das Arrangement wirkt in sich rund und stimmig. Vor allem authentisch.
Trotz aller Kritik muss ich zugeben, dass ich dieses Album bereits zum dritten Mal hintereinander weg höre und es immer noch spannend finde. Auch mit einem halben Tag Pause dazwischen. Ein gute Platte, die mit „Don´t Tell Me What To Dream“, „Scraping The Walls“ und „This Is Who I Am“ kleine Hits vorzuweisen hat. Tut nicht weh, wenn man es hat. Auch nicht wenn man es verpasst. Ich für meinen Teil bin aber froh, dass diese Scheibe ihren Weg zu mir gefunden hat.
Linc
8 Punkte
Trackliste:
01. Don't Tell Me What to Dream
02. My Rebirth
03. A Few Good Men
04. Scraping the Walls
05. Conquer
06. Equilibrium
07. Overcome
08. Cornered
09. This Is Who We Are
10. Move On
11. Pages
12. Awakening
13. Where We Come From