Plattenkritik

Goldust - Destroyer | Borderlines

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 02.04.2010
Datum Review: 11.03.2010

Goldust - Destroyer | Borderlines

 

 

Hardcore. Metal. Psycho. Kotze. Schwarze Messe. Arroganz. Joy Division. Fegefeuer. Ausnahme. Wut. Wucht. Drauf. Geschissen.

Hört man eine Platte zum ersten Mal, so fragt man sich immer wieder, wie das Gehörte eigentlich auf der Bühne irgendeines Clubs funktioniert. Bei manchen Bands ist das meist eine simple Vorstellung in Form von Stage Dives und reichlich Sing A Longs. Bei vorliegendem Objekt, „Destroyer | Borderlines“, dem zweiten Album von GOLDUST, ist das etwas anders. Um nicht zu sagen: Komplexer. Auf einer Show von GOLDUST fühlt man sich mitunter ein wenig bedroht, ein wenig verängstigt, ein wenig angegriffen und manchmal empfindet man sogar Ekel, nämlich dann, wenn Frontmann Lars vor Erschöpfung auf die Bühne kotzt. Was es bei GOLDUST aber nie gibt, das ist eine Standardrhetorik. Keine dümmlichen Mitmachspielchen, keine Anbiederungen. Pure Energie, pure Wut, pure Verzweiflung, vermischt mit oben angeführten Eigenschaften, die GOLDUST zuletzt zu dem machten, was sie sind: Eine Ausnahmeerscheinung, die letzten Endes an sich selbst wuchs.

Und genau das macht „Destroyer | Borderlines“ zu einer jener Platten, die Zeit braucht, die fordert, die vielleicht sogar unverständlich wirkt. Das kommt daher, dass hier ein gewisses Konzept hinter steckt. Dem Artwork dieser Platte entsprechend scheint man sich durch wirre Gedankenläufe zu wühlen, bleibt hier und dort hängen, muss vor Schreck inne halten und hört so manchen Song im Albumverlauf gleich noch einmal. Ein gutes Beispiel dafür wäre das großartige „Intentions“. Niemand rechnet wohl mit dem abrupten Ende und den strafenden Zeilen dieses Songs. Wenn Sänger Lars dann im Finale den Charakter seiner Darstellung als krank entblöst und menschliche Ängste in Form von Psychosen verteilt, wird es nahezu perfekt. Perfekt angsteinflößend. Mit „Intentions“ kann man getrost von einem der besten GOLDUST Songs überhaupt sprechen, von denen man hier viele findet. So setzt man weiterhin die Eigenschaft fort, geniale Opener zu komponieren, was in diesem Fall der Reißer „(D.T.T.D.)“ übernimmt und sich nach und nach in das Spiel namens „Destroyer | Borderlines“ rein steigert. Aber jeder Song hat so seine Momente. Das nachfolgende „Awareness“ lädt im Mittelteil überraschend zum 2-Step ein, bevor es nicht minder überraschend mit einem fetten Gitarrensolo auslädt und am Ende nur noch ein wummerndes Bass aufstrahlen lässt. Der Bass spielt übrigens auf dieser Platte eine besondere Rolle. Stets rollt er unscheinbar im Hintergrund, bestimmt aber, bei genauerer Betrachtung, jedem Song ein besonderes Feeling ein. Songs wie „Isolation“ oder der Vorab-Song „Passage“ erhalten dank Bass eine wuchtige Frische, die man in dieser Art und Weise von GOLDUST noch nicht kannte. Überhaupt ist „Destroyer | Borderlines“ eine stimmige, in sich geschlossene Platte, die bei aller Zusammengehörigkeit den Anschein erweckt, als hätte jeder einzelne Track sein Eigenleben. Soll heißen: Keiner der zwölf Songs folgt einem typischen Raster. Mindestens nach der Hälfte bricht jeder Track ab und fungiert als Schocker in seiner ganz eigenen Rolle. Ob das nun weiblicher Gesang, ein gewisser Spannungsbogen oder eben das erzählerische Talent dieser Platte ist – Durch und durch ist „Destroyer | Borderlines“ ein großartiges und vor allem aber unvorhersehbares Album.

Fazit: GOLDUST beweisen mit ihrem zweiten Album, dass sie an ihrer eigenen Musik wuchsen und auf dem Weg in die psychische Heilanstalt für außergewöhnlichen Hardcore sind. Nicht als Patienten sondern als Aufseher.

Tracklist:

1. (D.T.T.D.)
2. White Nights
3. The Clawed One
4. To No Avail
5. Intentions
6. Awareness
7. Isolation
8. Acheron
9. Coldness
10. Control
11. Passage
12. Aenima

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Raphael

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