Plattenkritik

Gone To Waste - Barking Dogs Don't Bite

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Info

Release Date: 31.10.2014
Datum Review: 20.01.2015

Gone To Waste - Barking Dogs Don't Bite

 

 

GONE TO WASTE sind eine interessante Hardcore-Band. Nicht von ungefähr zählt der Vierer aus (inzwischen) Dortmund zu den meisteingeladenen Live-Bands der Bundesrepublik: Grooviger, quasi makellos ausgeführter Sound im Gewand des NYHC trifft auf geistreiche Lyrics und auch Ansagen. Doch auch auf Platte hat die Kapelle es in sich. Und nach einer Demo und 2 EP’s muss eben irgendwann auch der erste Longplayer her.

GONE TO WASTE sind für mich als Hörer Mitte zwanzig wie bereits erwähnt nicht nur musikalisch interessant. Es ist spannend, anhand der Veröffentlichungen der Band mitzuverfolgen, wie die Band erwachsen geworden ist. Wo es früher noch hieß „this time I’m facing my issues“, findet man inzwischen textlich zu großen Teilen blanke Desillusion über die Zustände im Land und in der Gesellschaft vor. Der Umzug in die Dortmunder Nordstadt hat ihre Spuren hinterlassen in der Musik von GONE TO WASTE. Doch dazu später mehr.

„Education/Fabrication“ knüpft in perfekter Weise an die Vorgänger-EP „The Ones Who Light the Fire“, mit der die vier Jungs sich vor knapp einem Jahr ein erstes Mal in wirklich ernstzunehmender Art und Weise in der deutschen Hardcore-Szene platziert haben. Sowohl der Titel des Tracks als auch seine letzte Textzeile („lies, and the wheel keeps spinning on“) lassen Erinnerungen wach werden.
Nach kurzem, epischen Intro geht es direkt ohne Umwege in die Vollen: GONE TO WASTE haben im letzten Jahr nichts verlernt. Im Gegenteil: Der Sound fällt auf dem Album dichter, wuchtiger, aber auch viel variabler aus. Beispiele dafür sind geschickt platzierter Gesang, ausgeklügelte Pausen sowie Tempowechsel, aber auch das genau richtige Händchen für die Platzierung von Mosh- und Guest-Parts. Bestes Beispiel ist der zweite Song „Barking Dogs Don’t Bite“, der bereits vorher im Internet präsentiert wurde und einen Beitrag von Ex-BWP-Gitarrist Ash Gray am Mikro für die Zuhörer bereithält. Den vielleicht härtesten Part zum moshen bietet das erbarmungslose „Fool’s Path“ gegen Ende des Songs. Weitere starke Songs sind „Eternal Sleep“, der zweifellos härteste Song des Albums und „No Love“, welches mithilfe des HARM/SHELTER-Frontmanns Jay nochmal Abwechslung und ein gelungenes Finale bietet. Das Highlight der Platte ist meiner Meinung nach jedoch ganz klar „Strassenblues“, das durch düsteres Riffing, die Gastbeiträge von Jannis und Sam (beide Sänger der DULL EYES) und knallharte Lyrics den Mindset der Wahl-Dortmunder GONE TO WASTE aktuell vielleicht am besten einfängt ("the city's bleakness absorbs all hope").

Schwäche attestierten würde ich „Barking Dogs Don’t Bite“ dahingehend, dass sich manche Songs auf der Platte befinden, die man getrost als Füller bezeichnen könnte („Head in the Clouds“, „Soulthieves“). Auch die Überpräsenz des MADBALL-Schemas beim Riffing in Abwechslung mit Mosh-Parts gegen Ende der Songs kann irgendwann ermüden. GONE TO WASTE sollten bei der Arbeit an ihrem nächsten Material noch mehr Experimente und Einflüsse einfließen lassen, so wie sie es beispielsweise in „Strassenblues“, „Born Dead“ oder „Eternal Sleep“ umgesetzt haben. Die düstere Note steht der Band gut. Auch im Hinblick auf das bisherige Material ist man durchaus in der Lage dazu, sich beim Songwriting noch mehr Freiheiten zu gönnen.

Man könnte da jetzt dagegen halten – „never change a winning team“. Aber: a) genau in der Fähigkeit, den Hörer zu überraschen (durch unerwartete Breaks, Taktwechsel oder auch Variation an den Backing-Vocals (die mal nach Black Metal, andernorts mal sehr episch klingen) und in der Fähigkeit, subtile Feinheiten in den Songs zu platzieren (passende Gitarrensoli, vertrackte Bassdrum- und HiHat-Patterns), liegen wesentliche Stärken von GONE TO WASTE. Und das sind Stärken, die sie von anderen Hardcore-Bands unterscheidet.

b): Spitzenbands wie CRUEL HAND oder DOWN TO NOTHING haben bereits gezeigt, dass man auch als stumpfe Hardcore-Band seinen Sound verfeinern und weiterentwickeln kann, ohne sein Gesicht dabei zu verlieren. Also: Nur Mut! Und bis dahin kann man sich auf der guten Debütplatte ausruhen. Oder eben live Europa unsicher machen, so wie im Mai auf Tour mit der US-Band BENCHPRESS.


Tracklist:
1. Education/Fabrication
2. Barking Dogs Don’t Bite (feat. Ash Gray von Venom Prison)
3. Fool’s Path
4. Head in the Clouds
5. Soulthieves
6. Paradise
7. Eternal Sleep
8. Blinding Light
9. Born Dead
10. Strassenblues (feat. Jannis & Sam von Dull Eyes)
11. No Love (feat. Jay von Harm/Shelter)

Autor

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Marcel

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