“Good morning gentleman. Is there a problem?“ - „Yes officer, as a matter of fact, there is a problem. Apparently there are too many bullets in this gun“
Nachdem sich Ian nun vor geraumer Zeit mit der gesamten „Destination Time Trilogy“ beschäftigte, hier nun einmal der Blick auf das aktuellste und bislang letzte Erzeugnis aus der Trilogie der cineastischen Grinder. „Destination Time: Today“ besticht vorrangig und auf den ersten Blick durch sein Coverartwork. Eine durchsichtige Zielscheibe ziert die LP-Hülle, in der sich ein Poster befindet, auf dem sich diverse bekannte Menschen befinden, die einen gewaltsamen Tod gestorben sind, darunter Malcolm X, Tupac Shakur oder aber auch Abraham Lincoln. Das wirkt in sich schon einmal sehr stimmig und lädt dazu ein, das Bild hinter der Zielscheibe immer wieder zu wechseln. Ganz nebenbei sind neben den einzelnen Konterfeis Informationen zu den Personen angefügt, also hat das ganze noch einen pädagogischen Lerneffekt, sollte man sich mit diesen Personen nie beschäftigt haben.
Was ist nun anders auf dem letzten Teil der Trilogie? Was ist neu und wovon lebt dieses Album? Diese Fragen sind so einfach wie unzureichend zu beantworten. Natürlich wurde erneut eine Hülle und Fülle an Filmzitaten aus Action- und Ballerfilmen der späten 80er und 90er Jahre ausgesucht, auf die sich die Texte der einzelnen Songs beziehen und natürlich sorgt das ein oder andere Zitat für ein Schmunzeln auf dem Gesicht. Besonders, da man hier beim Raten teilweise an seine Grenzen gerät und sich nach der kurzen Google-Suche mit dem Gedanken „Das hätte ich wissen müssen!“ an den Kopf klatscht. Was aber vorrangig unterhalten sollte, das ist die Musik. Viel verändert hat sich nicht, obwohl schon klar auffällt, dass einige Male auf die Bremse getreten wurde. Eine Tatsache, die auf den beiden Vorgängerplatten nicht immer der Fall war. Die Brachialität ist einer Form von atmosphärischer Intensität gewichen und GRAF ORLOCK wagen den Blick nach rechts und links. So bleibt Luft zum atmen, aber eben auch jene nach oben, die es zu füllen gilt. Das passiert leider nicht immer. Und dennoch: die Band hat das Gespür für die Breakdowns an der richtigen Stelle, für ausufernde Geschwindigkeit, wenn es sein muss und für interessant abgefucktes Songwriting, so dass es zum größten Teil eine Freude ist, ihren kurzen Geschichten zu lauschen. Besonders interessant ist zu beobachten, wie der Tod des einstigen Frontmanns Kalvin Kristoff im Song „Run Over By A Truck“ (der Gute ist wirklich so um´s Leben gekommen) verarbeitet wird. Das sind dann eben die Momente, in denen die Atmosphäre regiert, oder wo man eben einfach mal kurz die Musik, die Stimmen überschatten lässt und somit Gefühle ausdrückt. Der Rest wird, wie gehabt durch zweistimmiges Gekeife und Gebrüll ausgedrückt und durch meist rasend schnell gespielte Musik unterstützt.
Alles in allem gibt es auf „Destination Time: Today“ also wenig neues, dafür aber viel gewohntes und das ist eigentlich auch gar nicht schlecht. Die einzelnen neuen Elemente fügen sich gut in das Gesamtbild ein, stellen den Grind ein wenig in die Ecke und lassen dem klassischen Hardcore den Vortritt. Somit ist der dritte Teil der Trilogie ein Muss für alle Filmliebhaber mit Humor und insbesondere für solche, die dazu noch auf Musik der extremeren Gangart stehen. Unterhalten wird man in beiden Fällen auf hohem Niveau und wenn es nur am Raten der einzelnen Filme liegt.
Tracklist:
1. Chapter III
2. Run over by a truck
3. Franky; Buying Dog Food
4. An Interest In Prosthetics
5. Not Our Problem
6. Days Of High Adventure
7. Deluxe Mental Hospital Tour
8. Jamming In Traffic
9. Pre-retirement Nerves; “Cop Killers”
10. Talking Terrorism
11. Murder On The MTA
12. A Bad Day In Africa
13. End Credits: Voice Of America’s Sons