Plattenkritik

Grand Griffon - Protektor

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Info

Release Date: 01.08.2011
Datum Review: 05.08.2011

Grand Griffon - Protektor

 

 

Das Problem mit aktuellen deutschen Bands ist ja meist dieser textliche Schwund. Man singt über das was berührt, aber in einer solch vorherhsehbaren Wortwahl, meist pathetisch und ein wenig in sich verronnen, um das gewisse Etwas zu haben. Meistens klingen solche Bands dann wie eine Mischung aus frühen TURBOSTAAT, JET BLACK oder meinetwegen, so ungerne ich es sage, KURHAUS. Aber im Endeffekt: Alles gleich! Postkartenromantik galore und dabei kann es doch so einfach sein.

GRAND GRIFFON machen das auf eindrucksvolle Art und Weise vor. Vorab: Man merkt natürlich, dass hier der Ex-ESCAPADO-Frontmann (Eine Band, die übrigens seit ihrer letzten Platte auch gerne zu diesem Postkarten-Ding gezählt werden darf..) Helge mitmischt. Die Stimme ist noch immer unvergleichlich monoton und gleichzeitig wandelbar sowie facettenreich, ohne monoton dabei negativ zu meinen. Mit GRAND GRIFFON veröffentlichte man bereits im letzten Jahr eine EP, die allerdings nicht ansatzweise so geradeaus ging, wie "Protektor", das Debütalbum, welches nun via Zeitstrafe erscheint.

Und das Geheimnis dieser Platte, vor allem den Texten von Helge, ist mal wieder so überraschend wie einfach: Keine Effekthascherei, keine aufgesetzten Emotionen, keine Wiederholung längst ausgesprochener Phrasen, kein abstraktes Bild malen, von Dingen, die man ohnehin niemals sehen wird.

GRAND GRIFFON sind ziemlich unmittelbar. Es ist, als würde diese Platte genau vor dir stehen und mit dir kommunizieren. "Mein Shirt" macht das deutlich, vor allem wenn folgende Zeile auf dich einschreit: "Und weil alles so spontan ist, habe ich keine Ahnung, wie es auf dich wirkt". Das stimmt. Gerade "Mein Shirt" ist ein Stück, welches irgendwie aus der Reihe tanzt. Nicht nur auf dieser Platte. Man verbindet zwar auf "Protektor" gekonnt und ziemlich im Hintergrund Rückbestände von 90er Hardcore-Bands, trotzdem bleibt dieser gewisse Touch von deutschem Screamo. Doch gerade "Mein Shirt" wirkt wie eine Klarstellung, was "Protektor" einen Grad an totaler Eigenständigkeit attestiert.

Und durchaus wirkt "Mein Shirt" wie eine "Entspannung". Denn das restliche Material ist ziemlich harter Stoff. Natürlich spielen auch GRAND GRIFFON mit einem Konstrukt aus nicht offensichtlichen Thematiken und einer gewissen Vertracktheit, dennoch sticht gerade musikalisch diese raue Symbiose aus Punk und Hardcore heraus. Vor allem bei "Von Gestern". Das energische, absolut offensichtliche Punk-Stück zieht mittendrin die Bremse, packt einen glasklaren Hardcore-Part in den Song und macht weiter, als sei nichts gewesen. Was danach kommt sind vor allem die Schlusslichter "Spieglein" und das großartige "Wir Warten". Soviel Intensität, das hatte man tatsächlich seit der letzten richtigen ESCAPADO nicht mehr. Das eigentliche Highlight ist aber ohne Zweifel das großartige "Kentucky". Soviel Verzweiflung und Wut – fast ein wenig resignierend – trotzdem so voller Wucht. "Banlieue" folgt auf der Highlichtskala dicht, vor allem aber textlich überholt der Song fast. Man kann ja mal rätseln worum es geht, es wirkt allerdings fast so, als würde man sich Kinderarmut widmen, was ich sicherlich nicht bestätigen möchte. Aber sollte es so sein, haben GRAND GRIFFON es einmal mehr geschafft ein Thema so zu vepacken, dass es ankommt und die Message rüberbringt. So soll das bitte immer sein.

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Raphael

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