Ein guter Zeitpunkt zum Abräumen - oder sogar um endlich Weltmeister zu werden. Weltmeister im Wedeln mit Klischees. Hörern und potentiellen Fans dieser Düster-Rocker aus Stockholm dürfte es gut in den Kram passen, dass ein Schlag in die Fresse nicht so schmerzhaft scheint, wenn er mit Hilfe altbekannter Vorurteile ausgeführt wird.
Im Fall von GRANDE ROSES ist „Klischee“ nicht mit einer Beleidigung gleichzusetzen. Eher stehen die bösen Buchstaben hier für Qualität, zu Ende gedachte Absichten und vor allem spannende Rockmusik mit Retroanstrich - wie man sie nun mal überdurchschnittlich oft aus dem skandinavischen Königreich vorgesetzt bekommt. „Disease“ möchte da nicht klein beigeben oder arrogant eine Ausnahme bilden. Die Band nutzt die geheimnisvolle und zugleich durchdringende Stimme von Göran Messelt Andersson, um zwischen Post-Spätauslese und Indie-Brummen zehn Mal über „Los“ zu gehen: Der eröffnende Titelsong streift breitbeinig umher, wimmert, klotzt und bricht ab der Hälfte pochend aus - als wolle er eine Art Schneise schlagen, die GRANDE ROSES später selbst für das abfallende „Sold Out Of Time“ oder das polternde „Radio Heartbreak“ nutzen können. Mit einfachen Mitteln weiß die Band jeden ihrer Songs zu festigen und an der kurzen Leine zu halten – ohne sich stilistisch einschränken oder um jeden Preis dicke Eier raushängen lassen zu müssen. „You´re Never Gonna Change“ zittert und wagt sich kaum einen Schritt nach vorne - Andersson klagt und leidet knapp vier Minuten lang, bevor „As The Poison It Is“ sich zwischen draufgängerischen THE CURE, den HIVES und melancholischen NEW MODEL ARMY aus der Misere schlängelt.
Lichtblick und wundersame Erkenntnis zugleich: GRANDE ROSES schütteln so locker aus dem Ärmel, als ob von Seiten der Band nicht eine Minute Zeit in Zweifel oder Kehrtwende investiert worden wäre. „Love In Reign“ oder „Sunken Ship“ wirken schlagartig und spielen Atmosphären und Details aus, für die GLUECIFER einst geliebt wurden und Schweden als verlässlicher Garagenrock-Exporteur es noch immer wird. „Disease“ fühlt sich passend zurückversetzt, wenn die trockenen Gitarren mit Anderssons dramatischer Stimme um die Wette rennen oder so geduldig und stimmig ausharren, dass einem beim Anblick des langhaarigen Frontmannes der ein oder andere Schauer über den Rücken läuft. Wie und mit welchen stilistischen Mitteln sie es auch angehen - ein grober Griff daneben scheint einfach nicht Teil des schwedischen Genhaushalts zu sein.
Trackliste:
01. Disease
02. Bullets
03. Radio Heartbreak
04. Sold Out Our Time
05. You´re Never Gonna Change
06. As The Poison It Is
07. Love In Reign
08. Waiting For The Night
09. Sunken Ship
10. Yours