Schwedens GRAVEYARD legen nach. Album Nummer vier.
Wer erwartet hat, GRAVEYARD würden sich auch nur in irgendeiner Art und Weise modernen Klangen annähern, der täuscht sich. Auch weiterhin frönt man dem guten alten Rock. Zeichneten sich die ersten beiden Alben „Graveyard“ und vor allem „Hitsingen Blues“ durch eine große Hitdichte aus, so blieb vom Nachfolger „Lights Out“ nur noch bedingt etwas hängen.
An einigen Stellen hatte man den Bogen vielleiht etwas überspannt, hatte die Ecken und Kanten vergessen und war zu sehr auf Nummer sicher gegangen. Mit „Innocence & Decadence“ gehen GRAVEYARD wieder einen Schritt in die richtige, ja, sogar in eine neue Richtung.
Den Buzz, den man zur Beginn der Karriere erreichen konnte, wird man nicht wieder auslösen können. Längst gelten Bands wie die Spiders oder die Blues Pills als die (jungen) Wilden. GRAVEYARD müssen diesen Status aber auch gar nicht mehr innehaben, stehen sie an der „Retro-Rock“-Spitze.
Eröffnet das Album mit „Magnetic Shunk“ noch relativ gewöhnlich, biegen die Schweden, die das gesamte Werk live eingespielt haben, mit „Exit 97“ in andere, ältere Gefilde ab. Aus den 70ies Einflüssen, werden schnell Elemente der 50er und 60er. Zwar schiebt man immer wieder Nummern wie „Never Theirs To Sell“ oder „From A Hole In The Wall“ ein, insgesamt ist aber eine klare Abkehr der totgerittenen Formel der ersten drei Alben zu erkennen. Das rootige „Too Much Is Not Enough“ und das bluesig, reduzierte „Far Too Close“ sind die Nummern, die dieses Album so interessant machen.
GRAVEYARD haben zum Glück rechtzeitig die Reißleine gezogen und sich auf musikalisch interessantere Pfade begeben. Klar, auch diese sind eigentlich längst ausgetreten und der Stinkstiefel wird fragen, warum man sich GRAVEYARD anhören soll, wenn man eigentlich auch die Originale der Zeit zur Hand hat.