Da bringen COLD WORLD spätpubertierende Jungs und Mädels dazu BIOHAZARD und LIFE OF AGONY wieder cool zu finden, werden gar von FUCKED UP geadelt (was so selbstverständlich auch nicht ist), wuseln mit ihrem Merchandise wild durch den Zitate-Dschungel, stellen (gute!!!) HipHop-Mixtapes zusammen und sollten eigentlich im Großen und Ganzen sehr gut ausgelastet sein – und was macht Bandmitglied Alex Russin? Hört sich alte JAWBREAKER Platten an, schart (Ex-)Musiker von u.a. BLACKLISTED und MOTHER OF MERCY um sich und überrascht mit einer verträumten Aufgeräumtheit, die man so bestimmt nicht erwartet hätte. Dass Bands bezüglich ihrer Hörgewohnheiten oftmals eine größere Toleranz an den Tag legen als ihre Anhängerschaft, ist ein offenes Geheimnis. GYPSY klingen dabei jedoch bestimmt anachronistisch und – nun ja – emotional, ohne dass wir sie sorgenerfüllt zum Psychotherapeuten schicken müssten. Die Gitarreneckdaten sind mit Schreifels/Schwarzenbach recht gut umrissen, die Atmosphäre ist eine eher schwerelose. 'Me Against The World', das eigentlich 'Relatively Distant' heißt (oder halt umgekehrt) prescht nach vorne in recht dumpf-demoesker Klangqualität, überrascht mit glasklarer Stimme und umarmt im knappen, gedoppelten Refrain kurz aber kräftig diese eine von vielen Welten. „Until then it’s just me against the world all alone…“ 'Skeleton Parade' wiederum dümpelt im positivsten Wortsinne durch wichtige Alltäglichkeiten, die Gitarren leiern sich quietschende Soli aus den betont schmalen Rippen. Alles herrlich unaufgeregt hier. „I wear my sleeping clothes to wake“ kann da als Textzitat durchaus programmatisch verstanden werden. Auch schön: das ALICE IN CHAINS „Facelift“-Shirt des Herrn Russin im Inlay der Platte. Steht da demnächst noch ein Grungeprojekt ins Haus? Zuzutrauen wäre es ihnen. Mehr Menschen sollten Musik nicht aus niederen Beweggründen wie Moshpit-Anheizen, sondern einzig aus Gründen der Freundschaft spielen. Schön unverkrampft.
Tracklist:
01: Me Against The World 2:22
02: Skeleton Parade 3:25