Mit Glockenspiel, Rasseln und Trompeten: HAL JOHNSON debütieren mit erstaunlich ausgereiftem Sound und zimmern sich aus Punk, Indie und was sonst gerade recht ist den Soundtrack zum Festival-Sommer.
Dass dieser für 2020 wohl komplett ausfallen wird (Danke, Coronavirus), dafür können HAL JOHNSON natürlich nichts. „Seasons“ zeigt sich aber von den äußeren Umständen völlig unbeeindruckt und versprüht nach Kräften Positivität und gute Laune. Mit Erfolg: Das Debüt der Münsterländer klingt so dermaßen abwechslungsreich und ausgereift, dass man sich erneut fragen muss, wie die Qualitätsschmiede Uncle M das immer wieder aufs Neue schafft. HAL JOHNSON teilen sich ihre DNA unter anderem mit SNARESET, nehmen ihrer Interpretation von Punkrock allerdings das Skateboard unter den Füßen weg und lassen ihn stattdessen scheuklappenfrei mit Indie, Alternative und einer gewissen Slacker-Attitüde eine unbeschwerte Party feiern. „Ghost“ überrascht direkt zu Beginn mit beatleeskem Chor und entwickelt sich anschließend zum Feelgood-Rocker. Schon hier zeigt sich, wodurch sich HAL JOHNSON vom Gros deutscher Nachwuchsbands abheben: Neben (Haupt-)Sänger Michel, welcher allein schon mit erstaunlicher Varianz überzeugt, steuern auch die anderen Drei immer wieder ihre Stimmen ein, allerdings weniger in rauer Punkrock-Manier à la (frühe) RED CITY RADIO, sondern durchaus harmonisch und auf anspruchsvollem Niveau. Diese konsequente Vielstimmigkeit funktioniert auch auf Albumlänge gut, ohne dass sich der Effekt dabei abnutzen würde. Die melancholisch-hoffnungsvolle Single „Gang In Black“ dient als weiterer Beweis und kommt dabei klassischem Skate-Punk noch am Nächsten. In eine ähnliche Kerbe schlägt dann noch „Better“, das mit seiner hymnischen Leadgitarre etwas an jüngere RISE AGAINST erinnert, während „Dream Awake“ mit seinem Emorock freundlich den Label- und Stadtnachbarn SHORELINE zunickt. „Professional Help“ versprüht dagegen Slacker-Vibe und zollt damit WEEZER Tribut, während in „Control“ eine traurige Trompete die heimliche Hauptrolle spielt. Kritisch anmerken muss man „Seasons“ bei aller Experimentierfreude und den gelungenen Einfällen an vielen Ecken trotzdem einen latenten Hang zum etwas beliebig stampfenden Rock, wie in „Let It Go“ oder dem arg schunkelig geratenen Titeltrack. Am Ende überzeugen HAL JOHNSON aber mit einer erfrischend unbeschwerten Herangehensweise, Abwechslungsreichtum und purer Spielfreude und legen mit „Seasons“ ein Debüt vor, das nicht ansatzweise wie eines klingt, dafür aber Sehnsucht auf Sommer schürt und nach Festivalbühne schreit.