Hank aus der Hölle ist wieder da! Jetzt nicht mehr als Hank von Helvete, sondern unter der englischen Variante des selben Namens, HANK VON HELL, will es der Ex-TURBONEGRO-Frontmann scheinbar nochmal wissen. Nach seinem Ausstieg bei den norwegischen Deathpunk-Legenden, erfolgreich bekämpfter Heroinabhängigkeit, dem Eintritt bei Scientology, ein paar selten dämlichen Aussagen zum Thema gleichgeschlechtliche Ehe und eher erfolglosen musikalischen Unternehmungen mit DOCTOR MIDNIGHT & THE MERCY CULT war es in den letzten Jahren recht still um Hans Erik Dyvik Husby geworden. Nun hat sich der streitbare Sänger doch nochmal in hautengen Jeansstoff und Zylinder gezwängt, diesmal allerdings ganz in weiß, das bekannte Make-up aufgelegt und sich musikalisch zurück auf seine erfolgreiche Zeit bei TURBONEGRO besonnen.
Auch wenn „Egomania“, soviel darf vorweg gesagt werden, ganz klar nicht mit legendären Alben wie „Ass Cobra“ und dem absoluten Klassiker „Apocalypse Dudes“ mithalten kann, so macht HANK VON HELLS Solodebüt doch einen Heidenspaß. Denn auf „Egomania“ wird gerockt, wenn auch etwas poppiger, glatter und weniger versaut als bei TURBONEGRO während ihrer Hochphase. Wo die Deathpunks seinerzeit stets ein Hauch von Schweißgeruch und schlechten Peniswitzen umweht hat, setzt HANK VON HELL heuer eher auf einen guten Schuss Glamour und selbstironische Reflexion. Thematisiert wird u. A. der Bruch mit seinem selbstzerstörerischen Lebensstil, aber auch die eigene Rückkehr aus der Versenkung und zum Rock 'n' Roll. „Egomania“ dreht sich also dem Titel entsprechend, jedoch stets mit einem deutlichen Augenzwinkern, ganz um HANK VON HELL. Offensichtliche Werbung für Scientology bleibt dabei zum Glück aus.
Soundtechnisch orientiert man sich wie schon gesagt überwiegend an Hanks Zeit bei TURBONEGRO, der Anfang des eröffnenden Titeltracks erinnert mit Sicherheit nicht zufällig an die Einleitung von „The Age Of Pamparius“. Bei flotten Rockern wie „Pretty Decent Exposure“, „Bombwalk Chic“, „Dirty Money“ oder der Ohrwurm-Single „Bum To Bum“ fliegen die rotzigen Gitarren tief; Kopf, Arsch und Beine wollen sich einfach mitbewegen und HANK VON HELL kratzt ordentlich am alten Feeling. Dazu kommen ein paar Nummern, die durchaus etwas aus der Reihe tanzen, im dezent glamourösen Kontext des Albums aber ebenfalls bestens funktionieren. Beim stampfenden, mit Bläsern aufgemotzten Stadion-Rocker „Blood“ könnte man sich statt Hank z.B. auch eine Taylor Momsen am Mikro vorstellen, das theatralische „Never Again“ trägt dick auf und verneigt sich mit seinem Grundriff vielleicht etwas zu deutlich vor „Kashmir“ und bei „Wild Boys Blues“ kommt gar die Atmosphäre einer kalifornischen Strandpary auf. Mit „Adios (Where's My Sombrero)“ reitet HANK VON HELL schließlich zunächst betont lässig, dann aber im gestreckten Punk-Gallop in den Sonnenuntergang.
Wie also schon eingangs erwähnt: HANK VON HELL ist zurück und er dürfte Turbojugendlern, die mit den Eskapaden ihrer Lieblinge seit dem Ausscheiden des gleichsam kontroversen wie charismatischen Fronters nicht mehr so ganz zufrieden waren, mit „Egomania“ eine große Freude bereiten. Zwar fehlen ein wenig der Schmutz, der Schweiß und die Sauereien der größten Underground-Band der Welt, auch wenn man auf letztere tatsächlich ganz gut verzichten kann, die jüngeren Werke der alten Brötchengeber schlägt Herr Husby mit diesem kurzweiligen Album allerdings problemlos.