Keine andere Band in der Schnittmenge von Metal und Hardcore ist übder die Jahre so stetig und fleißig gewesen wie HATEBREED. Ihr achter Streich „Weight Of The False Self“ wird daher in Form eines Doppelreviews sowohl von Bennie als auch von Clement besprochen.
Bennie (6)
Clement, denkst du nicht auch, dass HATEBREED ein Problem haben? Wie alle Bands, die in einem Musikbereich groß geworden sind, hat auch das Metalcoreflaggschiff aus Bridgeport seinen Zenit längst hinter sich gebracht und veröffentlicht streng genommen nur noch Halbgares.
Natürlich nur im Vergleich ihrer Wahnsinnsalben “Perseverance”, “Rise Of Brutality” oder auch “Supremacy” (von meinem Lieblingsalbum “Satisfaction Is The Death Of Desire” brauchen wir eh nicht zu reden). Diese Veröffentlichungen prägen nach wie vor die Setlist und Nachfolgewerke wie “Hatebreed” oder “The Concrete Confessional” sind für sich genommen nur gut. Obwohl die Band in nahezu allen Interviews, die ich zum neuen Album gelesen habe, ständig betont, dass “The Weight Of The False Self” viel Neues besitzt, bleiben sich HATEBREED in vielen Dingen treu. Auf jeden Fall bei der musikalischen Ausrichtung, denn nach einer gefühlten Sekunde brüllt dich Frontmann Jamey Jasta im Opener “Instinctive” direkt in der gewohnten Härte an. Dazu gibt es Crewshouts und Kopfnickerriffs, dass der Sack gerade gezogen wird. Mit Abrissbirnen wie “Let Them All Rot” oder “Cling To Life” zermosht der 5er alles. Zudem verirren sich immer wieder klasse Gitarrensoli in diesen Brutalobastard, so dass an einigen Stellen sogar Abwechslung garantiert ist. Dennoch gibt es auf der neuen Langrille auch (mal wieder) viele Stücke, die mal so gar nicht zünden wollen. Da bleibt man bei seinen sprichwörtlichen Leisten und serviert auch auf “The Weight Of The False Self” mehr Filler als Killer!
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Clement (8)
Bennie, ich sehe das etwas anders. Ich meine, du trennst dich ja auch nicht von deiner Flamme, wenn sie ihren Zenit überschritten hat und nicht mehr so im Strumpf steht wie noch vor einigen Jahren. Oder? Bezogen auf HATEBREED muss ich gestehen, dass mir die neueste Abrissbirne der Dienstältesten noch aktiven Metalcoreband der ersten Stunde ganz gut gefällt. Die Songs haben einen guten Punch und die halbe Stunde Albumlänge langweilt zu keiner Zeit.
Natürlich sind HATEBREED eine klassische „kennste einen, kennste alle“-Band. Aber dennoch bin ich immer wieder fasziniert von der Durchschlagskraft, der Härte und dem Groove dieser Band. Anführer Jamey Jasta brüllt sich wie immer seinen persönlichen Weltschmerz von der Seele und die Texte sind mit klaren Ansagen verbunden („Set It Right (Start With Yourself)“ z.B. bedarf keiner großen Erläuterung und kann auf einen Großteil der Gesellschaft transferiert werden!). Einzigartig und immer wieder geil sind die fetten Breakdowns, die der Grund dafür sind, mal wieder so richtig durch die Decke zu gehen. Alles zusammengefasst wurde in die ersten vier Songs gegossen und diesbezüglich wurde damit schon ein wenig das Pulver verschossen. Aber auch das sehr nachdenklich beginnende und äußerst melodisch gehaltene „Cling To Life“, der punkig angehauchte Grower „Dig Your Way Out“ (der hinten raus Haken schlägt) und das am Ende alles zermalmende „The Herd Will Scatter“ zeigen deutlich, dass HATEBREED immer noch gute bis sehr gute Songs schreiben können.
Daher muss ich dir widersprechen Bennie, denn ich bin der Meinung, dass „Weight Of The False Self“ über mehr Killer als Filler verfügt und letztere als Killerchen deklariert werden können. Und ich bin mir sicher, dass es ein paar Songs sogar auf Dauer in das Live-Set klettern werden.