Hard-Rock-Mackertum trägt peinlichen Glitzer-Overall – HEAVY TIGER fahren die Krallen aus und veröffentlichen mit „Glitter“ eine entsprechend aufgekratzte Karikatur ihres eigenen Musikstils.
Möglicherweise ist es nur eine Frage des Geschmacks. Vielleicht gehört diese überbetonte harte Coolness, wie sie bereits jahrzehntelang von langhaarigen Groupiesammlern kultivert wurde, einfach dazu, wenn man eine richtige Hard-Rock-Band sein will. Umso cooler ist es doch eigentlich, dass sich eine Frauenband diesen Stil aneignet und eine solche Männer-Domäne für sich beansprucht.
Doch wie man es auch dreht und wendet – die Platte sägt einem mit der Intention, überaus fucking badass zu sein, jegliche Nerven durch. Aller Anfang fiel schon beim Blick auf das Cover schwer: Was um alles in der Welt könnte diesen geschmacklosen Glam-Rock-Versuch von Band-Uniform und das billige, an Einfallslosigkeit nicht zu überbietende Design jemals wiedergutmachen? Auch wenn das hier keine Stilkritik werden soll, soll nicht verheimlicht werden, dass es unmöglich gewesen ist ohne Vorurteile an „Glitter“ heranzugehen. Die Platte klingt wie das Cover aussieht: Überzogen und bei weitem nicht so lässig, wie es ursprünglich wohl gedacht war. Das „Hard“ in Hard Rock steht für „Try-hard“.
Dabei gäbe es gar nicht mal so viel auszusetzen. „Keeper Of The Flame“ überrascht gegen Ende mit einem fetzigen Outro und bei „Devil May Care“ wippt der Fuß mit, wenn sich die kreischenden Gitarren überschlagen. „Jemma“ unternimmt sogar einen kleinen Punk-Exkurs und die Protagonistinnen in den Songs („Downer And Sunny Day“, „Catwalking“) bieten eine Identifikationsfläche für Zuhörerinnen. Doch dann ist da noch Sängerin Maja Linn Samuelsson. Und ihre Vocals ruinieren jeden Track.
Nun gut, so ein elender Ratgeber-Motivationssong wie „The Only Way Is Up“ sabotiert sich bereits selbst. Und auch „No Tears In Yokyo“ wirft Fragen auf: Warum Tokio? Welches Reisebüro zieht hier die Strippen? Und noch viel wichtiger: Warum sind sie nicht gleich dort geblieben?
Samuelsson aber setzt einen drauf, indem sie versucht ihre Stimme dem harten Sound anzugleichen und sie besonders kratzig, rau und maskulin klingen zu lassen. Leider wirkt das Ergebnis gekünstelt und furchtbar angestrengt. Im eben erwähnten „The Only Way Is Up“ lässt sie kurz das Reibeisen beiseite und klingt gleich viel natürlicher. Versucht da jemand, es auf Teufel komm raus seinen Idolen gleichzutun? Nötig wäre es nicht, denn gerade als Gitarristin braucht sich Samuelsson nicht zu verstecken. Trotzdem hätten HEAVY TIGER diese Platte mal lieber in Tokio gelassen.