2017 hat auch Oberunterammergau seine eigene THE FEST-Version. Drei Akkorde und 4/4-Takt - sich zudem nicht rasieren und Dosenbier trinken ist der einfachste der einzuhaltenden Standards. HELL & BACK haben jenes Beginner-Stadium laengst verdraengt, springen lieber im Quadrat als aufs Trittbrett und punkten mit einer fuer deutsche Bands noch eher raren Charaktereigenschaft: Authenzitaet.
Die Band aus Stuttgart schert sich weniger um Bandfotos und Produktionsschick als um den urspruenglichen, verbindenden Moment im Punkrock: dem einfach machen. "Treasure Chest" ist Lebemoment und Bierschlacht, "Fiction & History" schmueckt sich mit SAMIAM-Shirt und Cliquen-Tattoo. Mal erinnert "Slowlife" an alte SAVES THE DAY ("War. What Is It Good For?"), wird im Mittelfeld mit dem Titelsong kurz nachdenklich und persoenlich, dann tritt "Not Getting It" das Pedal durch und klatscht ab mit NO TRIGGER oder IRON CHIC. Nicht immer schaffen es HELL & BACK, dem Hoerer ihre Hooklines direkt ins Gehirn zu taetowieren, gefaehrlich melodisch und catchy sind das melancholische "Nailed It" oder "It’s Not A Lie (If You Believe It)" dennoch. "Comparing yourself with somebody else has never changed a thing, will never change a thing" sprudelt es eher heiser als kratzig aus Frontmann Vuki, der auch "Slowlife" energischer und vielseitiger klingt als zuvor auf "Heartattack". Die Stuttgarter setzen sich mit ihrem neuesten Release realistische Ziele und beweisen Detailliebe sowie sympathische Melodic-Punk-Klasse - so dass man neben wenigen hochqualitativen Vertretern der "Post-Myspace-Ära" wie etwa IDLE CLASS, KMPFSPRT oder SMILE AND BURN gut und gerne mit der Herkunft dieser Band angeben darf.