Es gibt Bands, die in der Lage sind, mit ihrer Musik nicht nur bloße Klänge zu übermitteln und diese dank Strukturen in Lieder zu formen, sondern diese gleich auch mit den passenden Bildern auszustatten. Die Prog-Metaller von HYPNO5E schreiben nicht nur Musik, nein sie sind gleichzeitig auch die Regisseure der Phantasie ihrer Hörer.
Fast genau vier Jahre hat es nun gedauert, bis HYPNO5E ihren Nachfolger zu dem viel gelobten zweiten Album „Acid Mist Tomorrow“ (2012) veröffentlichen. Eine lange Zeit. Wenn man jedoch bedenkt, wie detailliert und bildreich die Franzosen ihre Musik gestalten, ist diese Pause durchaus nachvollziehbar. Und das Warten hat sich gelohnt. Denn „Shores of The Abstract Line“ belohnt die aufgebrachte Geduld seiner Hörer in jeder Sekunde.
Wiedereinmal platzieren HYPNO5E ihren Prog-Metal zwischen den bereits bekannten musikalischen Eckpfeilern, die sich aus der Wucht massiver GOJIRA Riffs und sanften, verspielten CYNIC Passagen erbauen. In der Mitte bestimmt ein unglaublich hohes Niveau an technischem Metal, ein fabelhaftes Gespür für Melodien und eine Vorliebe für lateinamerikanische Einflüsse die Musik von HYPNO5E. Die Elemente, welche das Ganzes jedoch so cineastisch und atmosphärisch wirken lässt, bilden sich aus den verschiedenen Sound- und Filmsamples. Dies in Kombination zu den geschickt und ereignisreich, arrangierten Kompositionen, lässt auch „Shores of The Abstract Line“ zu einem bombastischen Album wachsen.
Dabei ist es nicht wirklich feststellbar, ob das dritte Werk nun großartig anders oder gar besser oder schlechter ausfällt als sein Vorgänger. Es erzählt eben eine andere Geschichte. Man kann jedoch definitiv sagen, dass HYPNO5E hier wieder auf einem extrem hohen Level agieren und einem Metal spielen, der einfach einzigartig und so gut wie unvergleichbar ist.
Für die Zukunft ist den Franzosen zu wünschen, dass sie allmählich aus ihrem Geheimtippstatus entfliehen können und ihre verdiente Aufmerksamkeit bekommen.