Manchmal kommen Signings ja irgendwie mit Ansage. Dass BACKTRACK zuletzt bei Bridge 9 landeten, hätte auch jemand mit den hellseherischen Fähigkeiten eines Stückes Brot vorhersagen können. So auch bei HARM’S WAY und Deathwish Inc. – der 5er aus Chicago passt zu Jacob Bannons kleiner Hit-Anstalt, wie die Faust aufs Auge. Das hat der Band sicher viel Aufmerksamkeit gebracht und trotzdem beschleicht mich das Gefühl, dass HARM’S WAY immer noch von vielen unterschätzt werden.
Woran mag das liegen? Vielleicht am ehesten am Sänger, der mit seiner Stimme, aber sicher auch seiner Live-Performance stumpfer daherkommt, als so mancher Dschungel-Kandidat. Wer die Band deswegen aber in die Schublade „Standard-Prollcore“ schmeißt, macht einen riesigen Fehler. Zum einen, weil der extrem BOLT THROWER geprägte Mix aus Death-Metal und Hardcore mittlerweile ausgesprochen eigenständig klingt. Zum anderen, weil es sich bei HARM’S WAY um verdammt gute Song-Schreiber handelt. Das deutete sich auf „No Gods, No Masters“ schon an und bewahrheitete sich endgültig auf dem Debüt-Album „Isolation“. Und auch auf „Blinded“ wird nur vermeintlich stumpf daher geprügelt. Das beweist schon der 7-minütige Opener, für diese Band (und meinen eigentlich eher kurzen Geduldsfaden) schon eine sehr ambitionierte Spielzeit. Doch wie „Frontal Lobe“ sich peu à peu aufbaut, um dann regelrecht zu explodieren, ist schon eine Klasse für sich. Einmal mehr fallen nicht nur die hinterlistigen, Planierraupen artigen Riffs auf, nein, auch die Drums peitschen das Ganze wie eine Galeere nach vorne. Passiert mir echt selten, dass mir Drum-Fills nachhaltig im Gedächtnis bleiben. Dazu dann noch die oberprolligen NAPALM DEATH Gedächtnis-Grunts und fertig ist ein Song, der zwar stumpf erscheinen mag, aber bis ins letzte Detail durchgeplant ist. HARM’S WAY wissen einfach, wie man Spannung aufbaut und sie genau im richtigen Moment entlädt. Ein ums andere Mal fräsen sich die Riffs tief in die Gehörgänge. Zweifelsohne ist die Band experimentierfreudiger und atmosphärischer geworden, was dazu führt, dass der Titel-Song ein reines Instrumental ist und überhaupt viele Parts ruhiger und schleppender ausfallen, als auf dem Vorgänger. Nur eben nicht minder brutal. Auch fällt auf, dass die Songs mit mehrmaligem Hören immer weiter gewinnen. Mit „Blind Stare“ und „Mind Control“ sind aber auch zwei kurze, schnelle Brecher vertreten. Besonderes letzterer Song ist ein absoluter Oberhit mit einem einfach nur gnadenlos nach vorne gehenden Riff.
Ja, HARM’S WAY klingen auf eine gewisse Weise stumpf. Aber nicht, weil sie zu anspruchsvolleren Klängen nicht in der Lage wären, sondern weil sie die Stumpfheit viel lieber perfektionieren. Zu einem maximal brutalen musikalischen Konzept. Eine Rechnung, die einmal mehr aufgeht.
TRACKLISTING
1. Frontal Lobe
2. Mind Control
3. Blinded
4. Blind Stare
5. Live To Loathe