Seichte Unterhaltung gefällig?
Bitteschön!
Das Album windet sich aalglatt durch die Lauscher und kann dabei niemandem Schmerzen zufügen. Das glitschige Adjektiv und die nicht verletzende Attitüde ist dabei durchaus positiv zu verstehen, wenn auch nicht im überschwänglichem Sinne.
Der Kanadier Harry Hess, eher bekannt als Frontmann von HAREM SCAREM, versteht sein Fach und liefert eine flockig, rockige Scheibe. Als Begleitmusik im Auto oder zum Mitsingen unter der Dusche Reiz hat das Ganze durchaus seinen Reiz.
Seine Stimme ist der Prototyp der leicht rauchigen, melodischen Hitsingle-Stimme.
Der Sound ist vom Headbangen oder Moshpit so weit entfernt wie Marcel Reif von einer gelungenen Fußballreportage, weshalb es den potentiellen Hörerkreis etwas einschränkt.
Wer allerdings eine anständige Melodie zur Unterhaltung sucht, kann hier ein Ohr riskieren.
HAREM SCAREM ist hier auch deshalb ein gutes Stichwort, da mit Peter Lesperance an der Gitarre/Bass und Creighton Doane an den Kesseln zwei Ex-Kollegen mit eingebunden worden sind.
Vielleicht ist es die Eingespieltheit, die hier gewünschte frische Momente verhindern, denn obgleich der unbestreitbar vorhandenen Klasse der Songs, klingt alles vorhersehbar und recht ähnlich.
“Living In Yesterday” ist hier exemplarisch für gute Musik mit einer eher gestrigen Ausrichtung.
Wenn man nicht gerade AC/DC heißt oder auf eine anderweitig breit gestreute Fanbasis zurück greifen kann, ist das immer mit einem gewissen Risiko verbunden.
Wer ordentliche Melodien sucht, liegt hier richtig. Wer nachhaltiges Meistergezocke sucht oder nur Lautstärke >100% akzeptiert, braucht nicht reinhören.
Sechs nette Punkte.
01 Living In Yesterday
02 Reach For You
03 It's Over
04 Don't Leave Me
05 What If
06 Nothing Lasts Forever
07 Falling Down
08 I Live For You
09 I Don't Wanna Want You
10 Where To Run