“Niemals geht man so ganz“ sang Trude Herr irgendwann mal und soll in vielen Fällen Recht behalten. Auch im Falle HAVE HEART stimmt die Redewendung punktgenau: Man spielte zwar am 17. Oktober 2009 das offiziell letzte Konzert, dennoch erscheint JETZT die Live CD/DVD-Box in CHAMPION-Marnier, dennoch steht die Band noch immer als HAVE HEART für Interviews zur Verfügung und dennoch gibt es scheinbar konkrete Pläne über eine Doku-DVD. Hier aber vorweg das Live-Monument des letzten Gigs und der gleichzeitigen Antwort darauf, warum HAVE HEART einfach da bleiben sollten, wo sie nun sind.
Sind wir ehrlich: „Songs To Scream At The Sun“ war verdammt stark und DAS Konsensalbum im Hardcore seit Jahren. Jeder wollte HAVE HEART sehen, jeder wollte die Songs singen, jeder wollte das Monster halt mal erlebt haben. Möglichkeit dazu gab es selbstredend genügend. Eine Tour mit CARPATHIAN, eine Tour mit VERSE und dann auch schon der Abschied. Und die Clubs waren voll. Voller als voll. Und das haben sich HAVE HEART ja auch verdient. Die Ausverkauf-Schreie wurden natürlich auch laut, auch wurde im World Wide Web gerne mal mit „HYPE HEART“ gescherzt, was natürlich alles Unsinn ist. HAVE HEART waren eben stark und sie haben die Clubs nur deshalb vollgemacht, weil es eben anders nicht sein konnte. Doch dann, während der letzten Tour, da merkte man absolut, warum die Hardcore-Instanz sich verabschiedet: Es ist nicht so, dass HAVE HEART je die Sympathie in Person gewesen wäre, jedoch gab gerade Pat Flynn den introvertierten Weirdo mit dem X und wenn er dann auf der Bühne stand kam von ihm eigentlich herzlich wenig. Das Mikro wurde meist in die erste Reihe gehalten, von ihm kamen eigentlich nur Bruchstücke und einzelne Textfetzen. Und jene versanken in heiserer Hilflosigkeit. Es war gut, dass HAVE HEART nach zwei großartigen Alben „tschüss“ sagen wollten. Aber so ganz hält das ja nun auch wieder nicht an.
Doku-DVD in Planung, auch Interviews gibt man noch. Verständlicherweise: Denn vorliegendes Produkt möchte irgendwie beworben werden, was ja völlig legitim ist. Denn „10.17.09“ ist schon ein beeindruckendes Dokument der allerletzten HAVE HEART Show. Beeindruckend aber nur deshalb, weil man sieht, wie groß HAVE HEART wirklich waren, wie viel diese Band zu sagen hatte und wie viele Leute hier gerne zuhörten. Denn das ist schon mitreißend, wenn HAVE HEART die ersten Töne anstimmen und die Menschenmassen sich in Bewegung setzen. Und welche Bewegung. Teilweise ist es so, dass man mehr Stage-Diver sieht, als die Band, die ohnehin selten zu sehen ist. Höchstens Pat Flynn wird anvisiert, sogar dann, wenn er zwischendurch mal die Bühne verlässt und Freunde das Mikro übernehmen. Was man aber dann sieht, ist das Bekannte: Mikro ins Publikum, pathetische Gesten und diese Hits wie „Armed with a mind“. Schon geil, das Ganze. Wenn auch mit abenteuerlicher Kameraführung und miserablem Sound. Jener ist übrigens von der Face The Show Kamera übernommen worden, weil wie geplant natürlich nichts funktioniert, auch nicht bei der letzten Show einer Instanz. Alles in allem ist „10.17.09“ also als atemberaubendes Stage-Dive Dokument anzusehen und aufgrund von mangelnder Qualität leider nicht als schöne Konzert-DVD. Ebenso schade ist auch, dass man wirklich KEINERLEI Extras auf diese DVD gepackt hat und das Konzert einfach für sich stehen lässt. Für Fans allerdings und ganz sicher ein absolutes Highlight sowie Must-Have. Teilweise halt auch zu Recht.
Tracklist:
1. Hard Bark on the Family Tree 2. The Machinist 3. Life is Hard Enough 4. Watch Me Sink 5. Same Sun 6. Bostons 7. Lionheart 8. Get The Knife 9. On the Bird in the Cage 10. Intro/To Us Fools 11. Something More Than Ink 12. Pave Paradise 13. Armed With A Mind 14. Brotherly Love 15. What Counts 16. No Roses, No Skies 17. Intro II/Old Man 18. About Face 19. The Unbreakable 20. Watch Me Rise