Das Zitat als Stilmittel ist heute so hip, wie noch nie. Regisseure von Lynch, über Tarantino hin zu Verhoeven nutzen den Kunstgriff. Die Musik ist davon selbstverständlich nicht ausgenommen. Sogar die Godmother of Punk herself, Patti Smith, hat vor einiger Zeit ein Album mit Cover-Versionen berühmter Stücke eingespielt. Unter anderem eine Banjo-Version von everbodys Darling Smells Like Teen Spirit. Irgendwo muss das Geld für den Fusel ja herkommen. Und gerade eben fragten ERDMÖBEL Was geht Muschi-Katz? (in Anlehnung an den guten, alten Tom Jones). Der Pop/Rock Markt ist also bedient mit seinen Coversongs, seinen kleinen Respektbezeugungen und Verbeugungen. Aber was ist mit dem lauten, bierbäuchigen großen Bruder des Pop? Dem manchmal peinlichen, aber immer wieder unterhaltsamen (Hair)Metal und Hard-Rock der 80er?
Dessen haben sich die 3 Schweden um Frontfrau Harriet Ohlsson angenommen. Seit 2004 verwurstet das Trio aus Gothenburg Metal-Klassiker in Folk-Pop und nennen es augenzwinkernd: Lounge-Metal. Dass dabei die ursprünglichen Songstrukturen fast unkenntlich gemacht werden, sollte nicht groß stören. Wenn dann nämlich METALLICAS Seek & Destroy mit Hammond Orgel, akustischer Schrammel-Gitarre und sanfter Piano-Begleitung erklingt, dann könnte die Diskrepanz zwischen dem wolkig-weichen Gesang Harriet Ohlssons und dem Text über Rache und Gewalt nicht größer sein. Die Adaption von Songs, die im Rückblick überladen waren von peinlichen Gesten, gelingt auf äußerst charmante Weise. Selbstverständlich könnte man den Schweden Respektlosigkeit vor den Gitarren-Helden vergangener Zeiten vorwerfen, doch was mit BLACK SABBATHS Paranoid angestellt wird ist einfach nur famos: ein trauriger, kleiner gefühlvoller Song über das Gefühl emotionaler Leere. VAN HALENS Jump ist da schon fast ein bisschen enttäuschend. Ein folkiger, ruhiger Song, passend zum Frühstück. Da hätte man mehr machen können aus dem Lied, das fleißige Youtube-Menschen inzwischen unter Comedy laufen lassen.
Mit anderen Worten: Lounge ist eine großartige EP, die geschickt mit den Klischees spielt, die Grenzen zwischen Metal und Pop verschmiert, und eine diebische Freude entfacht, wenn selbst eher ruhige, dem Metal kaum verbundene Zeitgenossen die Songs über Mord, Krieg und Weltuntergang genießen.
1. Seek & Destroy
2. Paranoid
3. Breaking The Law
4. Run To The Hills
5. Jump
6. Orgasmatron