HERETIC dürften selbst beinharten Thrash-Metal-Fans nicht zwingend ein Begriff sein, obwohl man die bereits 1984 gegründete Band aus Los Angeles aufgrund ihres Dienstalters problemlos in die Riege der Veteranen stellen könnte. Das mag unter anderem am sprunghaften Karriereverlauf der Herren liegen, so wechselte z.B. grade in der Anfangszeit recht häufig der Sängerposten und 1988 löste man sich nach der Abwanderung des damaligen Frontmannes Mike Howe zu METAL CHURCH vorerst auf. Seit 2011 sind HERETIC in neuer Besetzung wieder aktiv, trotzdem ist es eher ruhig um die Kalifornier und mit "A Game You Cannot Win" veröffentlichen sie dieser Tage erst das dritte Album ihrer Laufbahn.
Geboten wir darauf ehrlicher, grundsätzlich solider Thrash Metal mit leichten Anflügen von Power Metal und einer ordentlichen Schippe Groove, der auf instrumentaler Ebene an SACRED REICH oder die jüngeren Werke von OVERKILL oder TESTAMENT erinnert. Das Material ist weitestgehend im Midtempo angesiedelt und könnte schon ein wenig mehr Variation vertragen, hat aber durch die druckvolle Produktion ordentlich Punch und eignet sich hervorragend zum gediegenen Headbangen. Am auffälligsten ist wohl der etwas eigene Gesang von Julian Mendez und hier scheiden sich möglicherweise die Geister. Mit seiner rauen Stimme erinnert der Mann mitunter ein wenig an Lou Koller von SICK OF IT ALL auf Thrash Metal, was den Songs mal eine leichte Hardcore-Schlagseite verleiht, mal aber auch etwas schief klingt. Obwohl es also ein wenig an Abwechslung mangelt und der Gesang zumindest gewöhnungsbedürftig ist, haben HERETIC einige unverkennbar gute Nummern im Repertoire. Stücke wie der vergleichsweise flotte Opener "This World Called Hell", der mächtig riffende Titeltrack, der gröhlige Groover "Broken Hero" und das fast schon punkige "Master At Her Game" gehen gut ins Ohr und liefern ordentlichen Stoff für die Nackenmuskulatur.
HERETIC bieten auf ihrem neuen Album beileibe nichts Außergewöhnliches und sind von der ersten Liga des Thrash Metal doch ein Stück weit entfernt, besonders als Genrefan kann man mit "A Game You Cannot Win" aber durchaus seinen Spaß haben. Sicherlich kein Klassiker, aber rundum solide.