Ihr ward noch nie in L.A.? Und somit auch nicht in Hollywood? Ihr habt nicht mal ein einziges L.A.-Tattoo? Sehr fraglich, ob ihr dem neuesten Werk von Johnny 3 Tears, J-Dog, Charlie Scene (nicht schlecht!), Da Kurlzz, Funny Man und Danny dann überhaupt gerecht werdet. Was in der Blüte des MySpace-Zeitalters als spaßige Ausflucht begann, hat im Jahr sechs nach Gründung weltweit gestreut: „American Tragedy“ erklärt auf unterschiedlichste Arten und Weisen, warum, wieso, und weshalb HOLLYWOOD UNDEAD noch immer (?) eine ernstzunehmende (?) Band sind.
Bei soviel „Localism“ muss man tief durchatmen oder gleich drüber hinwegsehen, denn keiner kennt den Moloch Los Angeles, seine Straßenschluchten und geplatzten Träume, die Drogendealer und Nachtclubs so gut wie das kalifornische Sextett. Machten sie anfangs noch humorvoll und belustigend die „Christmas in Hollywood“-Kanne auf oder streuten halbgar bis prollig Lyrics über Alkohol und Parties, so grenzt „American Tragedy“ mit „I Don´t Wanna Die“, „My Town“ oder „Gangsta Sexy“ direkt an „Swan Songs“ an: Hier clublastige Beats, da lieber doch eine verzerrte Gitarre – aber möglichst immer auf die leichte und wiedererkennbare Schulter. Ganze 18 Mal geben die maskierten Poprapper mit ihren Sauf- und Feierskills („Comin´In Hot“) an, erläutern ihre Sichtweise im Musikalltag („Lights Out“) oder plaudern aus dem heimischen Nähkästchen („Been To Hell“). Dazu reichen HOLLYWOOD UNDEAD eine auffällig abwechslungsreiche Mischung von musikalischer Basis her und wissen sogar eine Überraschungsmomente zu verbuchen („Coming Back Down“, „Lump Your Head“). Mit welchem Maß an Ernsthaftigkeit und Niveau man der Band bei Erklärungen wie „ We Don't Apologize - And That's Just The Way It is. But We Can Harmonize, Even If We Sound Like Shit“ oder „ Lights Out - You're Talking Too Loud - So Just Shut Your Mouth
Who The Fuck Are You Now?“ entgegen tritt, steht wohl nur auf dem Asphalt des Filmstar-Stadtteils geschrieben, jedoch kann „American Tragedy“ in Auszügen als durchaus unterhaltsam und catchy beglückwünscht werden.
„Hear Me Now“ oder „Levitate“ laden zum loslassen ein und verbreiten Unbeschwertheit und Radio-Airplay-Melodien zwischen LINKIN PARK-Refrains und rappenden GOOD CHARLOTTE. Und kann man „Tendencies“ schon fast vorsichtig als Popunknummer bezeichnen? Uiuiui.
L.A. hin oder her, Hollywood ja oder nein – dass sich HOLLYWOOD UNDEAD weiter investieren und mit ihrem zweiten Longplayer ein Werk geschaffen haben, welches für bessere Zensuren im Masken-Bastel-Unterricht sorgen dürfte, sei standfest in die Smogwolke über der Millionenstadt geritzt. Ob die vermummten Chaoten dann aufgrund ihrer Message, ihrer zahlreichen Fan-Tattoos und ihres kreativen Schaffens mit Album drei in die internationale Rock´N´Roll-Hall Of Fame aufgenommen werden, diskutiere man bitte zu einem späteren Zeitpunkt. Irgendwo auf der Welt ist sicher gerade Nacht – also hoch die Tassen und her mit dem Dope. „ You Know - We Drink So Much Goose, We´re Turning Into Geese. Me And My Crew Slidin' In Through VIP, These Bitches Play My Skin Flute Like They're Kenny G“.
Auf nach Los Angeles!
Trackliste:
01. Been To Hell
02. Apologize
03. Comin' In Hot
04. My Town
05. I Dont Wanna Die
06. Hear Me Now
07. Gangsta Sexy
08. Glory
09. Lights Out
10. Coming Back Down
11. Bullet
12. Levitate
13. Pour Me
14. Tendencies
15. Mother Murder
16. Lump Your Head
17. Le Deux
18. SCAVA