Früh am Morgen mitten auf der Harvard Bridge hat das Abbild der Ostküstenmetropole fast etwas Sentimentales: Die Sonnenstrahlen lassen die verschlafene Universitätsstadt erwachen, Ruder, Jogger und erste hektische Anzugträger gleiten in den Tag. Das Tageslicht spiegelt sich in den Bürogebäuden Bostons, Wasser glitzert, Autos hupen in der Ferne. Tim Manning, Aaron Bernard und Langzeitbekanntschaft Ryan Stack nutzen diese ihre lokalen Gegebenheiten, um Eindrücke, Lebendigkeiten und Atmosphären ohne Umwege in Musik zu verpacken.
"Comfort" trifft den Nagel auf den Kopf: Die fünf Songs der Debüt-EP HUMAANA´s atmen Kälte und Wärme zugleich, der vielseitige Indierock leiht sich Tanzbarkeit und Dynamik aus den 80ern, die Emotionen der späten 90er und den Klang aus dem Hier und Jetzt. "Live Like The Sixties" ist trotz unverschämt rockender Aufmachung doch zurückhaltend und schüchtern erzogen, der Opener "Passing Parade" schwimmt sogar noch inbrünstiger zwischen Stadionrock und Undergrunddisco. Die Gitarren sitzen weit oben auf den wippenden Drums, Stacks Stimme sucht Melodie und Wort inmitten von Gefühlswelt und Realität.
HUMAANA wissen mit Tracks wie dem erfüllt träumenden "Stay Alone" verspielte Arrangements ernst und durchdacht klingen zu lassen, ohne mit einem Schellenkranz dabei nervend umher zu wirren, bedeckte "Lalala´s" ins Lächerliche zu ziehen oder eine weibliche Zweitstimme schnurstracks in Klischeeabgründe zu befördern. Verpackt in eine Viertelstunde zwischen Tagträumen und intensiven Druckmomenten hinterlässt das Trio aus Massachusetts einen clever geschichteten und wahrlich komfortablen ersten Eindruck, der dem hektischen Anzugträger beim Espressoschlürfen nach dem Lunch zurück auf den Boden verhelfen kann. Ganz ohne Umwege.
Trackliste:
1. Passing Parade
2. Like The Sixties
3. Stay Alone
4. Fake Smile
5. Winter In Faneuil